Gendern:"Audianer_in" unzufrieden

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Ein Mitarbeiter fühlt sich beeinträchtigt - und klagt. Wie finden SZ-Leser und -Leserinnen gendersensible Sprache?

"Ruhe Bitte" vom 30./31. Juli:

Arbeitgebendes Wesen

Meredith Haaf berichtet von einem sehr sensiblen Kläger, der sich durch die Ansprache als "Audianer_in" in seiner Würde verletzt sah. Gestern hörte ich die Sammelbegriffe "Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen" im Fernsehen. Ich finde, diese Weiterführung sollte sich durchsetzen. Nicht nur weibliche Einzelpersonen mit "Arbeitgeber_innenfunktion" sind durch die rein männliche Bezeichnung diskriminiert, sondern sämtliche Institutionen, die die Zahl der weiblichen Einzelpersonen weit übersteigen.

Die Abkürzung sollte statt "m, w, d" (männlich, weiblich, divers) lieber "m, w, n" (männlich, weiblich, neutral) lauten. Diskriminiert werden auch die neutralen Bezeichnungen wie Generalsekretariat, Kaufhaus und Möbelhaus. Was noch fehlt, ist eine Sammelbezeichnung für neutrale "Arbeitgeber_innen". Arbeitgebendes Wesen oder Unwesen für kritische Texte. Bitte rufen Sie in der SZ dazu auf, bessere Vorschläge zu machen. Vielleicht hat Ihr Sprachexperte Hermann Unterstöger eine Idee.

Dr. Ulrich Daum, München

Was wirklich bewegt

Meredith Haaf schreibt in ihrem Artikel: "Frauen und non-binäre Personen empfinden es als Zumutung, beim generischen Maskulinum nur mitgemeint zu sein, aber nie mitgenannt zu werden." Woher nimmt sie die Gewissheit, dass alle Frauen das generische Maskulinum "als Zumutung" empfinden? Diese Verallgemeinerung ignoriert weitverbreitete Widerstände gegen das Gendern.

Es scheint Mode geworden zu sein, gegen alles, was als Diskriminierung oder Benachteiligung empfunden oder ausgelegt werden könnte, einen Aufstand anzuzetteln. Solcherlei Befindlichkeiten stehen in keinem Verhältnis zu dem, was wirklich bewegt.

Carmen Jansen, Detmold

Was Sprache mit uns macht

Sprache macht etwas mit uns, daher wurde die Gendersprache eingeführt. Themen wie gerechte Löhne oder eine Medizin, die die Besonderheiten von Frauen berücksichtigt, werden nicht angegangen.

Sprache macht etwas mit uns, daher ist es grotesk zu schreiben: "Frauen und non-binäre Personen empfinden es als Zumutung" - gerade so, als wäre deren Anteil an der Gesellschaft halbe-halbe. Frauen entsprechen etwa 51 Prozent der Bevölkerung, non-binäre Personen 0,2 Prozent. Beide in einen Topf zu werfen, wird keiner der beiden gerecht.

Gisela Kranz, Oberschleißheim

Geradezu rührend

Deutsche Automobilkonzerne sind Weltmeister nicht nur im Bauen von überteuerten, hypertrophen Statussymbolen, sondern auch in der Verbreitung von beschönigenden Mythen. Der Kunde wird im Glauben gewogen, mit dem Kauf eines monströsen SUV nicht nur in die automobile Aristokratie aufzurücken, sondern dabei auch seine Familie zu beschützen, nicht nur im Auto kristallklare, kühle Luft zu atmen und von sanften Klängen umschmeichelt zu werden, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur Rettung der Welt zum Beispiel vor der Klimakatastrophe zu leisten.

Da ist es kein Wunder, dass auch in der internen Kommunikation alles getan wird, einen Nebel des Guten und Schönen zu verbreiten. Nur ein paar bockige Außenseiter können sich davon belästigt fühlen. Sollen sie doch die Firma wechseln, wenn es ihnen nicht passt, als "Audianer_innen" angesprochen zu werden. Aber anscheinend kann man dagegen sogar klagen. Gemessen an allem anderen, das man Audi vorwerfen müsste, finde ich das geradezu rührend.

Axel Lehmann, München

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