BR-Studiobau in München:Affront gegen das Denkmalgesetz

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Hat Ärger mit den Abrissplänen für den angrenzenden Studiobau: Der Bayerische Rundfunk, hier mit seinem Hauptgebäude in München. (Foto: Florian Peljak)

Leser laufen weiterhin Sturm gegen den geplanten Abriss des akustisch wie architektonisch hochgelobten Rundfunkgebäudes in München.

"Denk mal, Amt!" vom 13./14. April:

Tragisches Missverständnis

Wenn man über Jahrzehnte hinweg die Gelegenheit hatte, in den BR-Studios immer wieder Musikaufnahmen für den Rundfunk oder für CDs zu machen, konnte man geradezu perfekte Bedingungen genießen, wie sie andernorts nicht so selbstverständlich geboten werden. Die Studios sind durch ihre bahnbrechende, aufgehängte Konstruktionsweise extrem geräuschgeschützt. Aber vor allem die akustischen Gegebenheiten in den Studios selbst sind grandios. Jede denkbare Klangqualität kann eingestellt werden, eine Atmosphäre großer Konzentration aufs Wesentliche stimuliert derart, dass den künstlerischen Vorstellungen bei allen Arten von akustischen Produktionen kaum Grenzen gesetzt sind. Ein solches architektonisches Meisterwerk der Abrissbirne zu überlassen, erscheint mir ein tragisches Missverständnis von Menschen, die die Bedeutung dieser kulturellen Arbeit, die in einem solchen Bauwerk geleistet werden kann, vermutlich nicht einschätzen können.

Aber augenscheinlich liegt diese mangelnde Einschätzung im Trend derjenigen, die primär nach Quoten schielen und den Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen immer weiter zurückschrauben wollen. Bei - wie auch immer fragwürdigem - finanziellem Druck wird natürlich als erstes das geopfert, was als reiner Luxus einer Bevölkerungsminderheit verstanden wird. Dass dabei wesentliche Werte zum Schaden der ganzen Gesellschaft verloren gehen können, wird leider nicht gesehen.

Prof. Andreas Groethuysen, München

Da missachtet der BR sich selbst

Gibt man in Google "Umbau statt Abriss" und "BR" ein, erscheint eine Seite mit zehn Videos zum Abriss/Neubau-Thema in verschiedenen Varianten. Kluge Architekten und verantwortungsvolle Bauherren erklären darin engagiert, warum die Maxime heutzutage "Umbau" und nicht "Abriss" lautet. All diese Beiträge sind beim BR gelaufen. Wenn die Führungscrew des Senders den vielen Fachleuten nicht glaubt, die gegen den Abriss des Studiobaus protestieren, könnte sie sich wenigstens am eigenen Programm orientieren.

Christa Pfanner-Birkeneder, München

Einmaliges Kulturgut

Man muss sich schon sehr wundern, was an "Denkmälern" im privaten Bestand zu erhalten ist und wie mit einem kulturträchtigen und einmalig gestalteten Gebäude umgegangen werden soll. Der Text im bayerischen Denkmalschutzgesetz: "Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt." Wenn dies bei diesem Gebäude nicht greift, dann kann man das Gesetz abschaffen.

Lorenz Wallnöfer, München

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