"Lebenslange Lücke" vom 6. März:
Entscheidung aus freien Stücken
Frauen arbeiten öfter in Teilzeit. Frauen haben öfter Minijobs als Männer. Frauen arbeiten häufiger in schlechter bezahlten Berufen als Männer. Frauen stecken beruflich öfter für die Familie zurück. Und natürlich verdienen Frauen darum auch weniger und haben kleinere Renten. Das wird alles sehr treffend im Artikel von Alexander Hagelüken und Alexandra Ketterer dargestellt. Für diese Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen sollte man aber nicht nur den Staat, die Männer oder die Arbeitgeber verantwortlich machen. Wir leben nicht mehr in einer Zeit, in denen es Frauen verboten war, frei einen Beruf zu wählen und auszuüben. Und wir leben auch nicht mehr in einer Zeit, in der der Mann im Haus die Regeln vorgibt.
Wir Frauen sind doch keine abhängigen, bedürftigen Wesen, die blindlings in ihre Berufe stolpern und keine Ahnung von Finanzen haben. Wir entscheiden selbst. Man muss in den meisten Fällen also annehmen, dass sich Frauen aus freien Stücken und sehr bewusst für schlecht bezahlte Berufe und Teilzeit entscheiden. Und ich unterstelle jetzt einfach einmal, dass sich eine moderne Frau über die langfristigen Folgen ihrer beruflichen Entscheidungen im Klaren ist. Der Staat muss nicht alles regeln. Er muss die Grundlagen für die Gleichberechtigung schaffen. Das hat er. Meine Damen, wenn wir gleich viel wie die Männer verdienen wollen, dann können wir das.
Gabriele Unger, Emmering
Unfreiwillige Teilzeit
Ist es eigentlich möglich, dass man in der Redaktion mal zur Kenntnis nimmt, dass weniger als die Hälfte der Frauen, die Teilzeit arbeiten, dies freiwillig tut? Dies hat die Bundesregierung vor einigen Monaten auf eine Anfrage der Linken so verlautbart. Nur 27 Prozent der in Teilzeit beschäftigten Frauen sagten, dass sie freiwillig auf Vollzeit verzichten. Noch weniger freiwillig sind Einkommensunterschiede aus anderen Gründen zwischen Partnern. Man kann das Ehegattensplitting abschaffen, das es steuerlich begünstigt, wenn Partner sehr ungleich verdienen. Das hieße aber: höhere Steuern. Warum denkt man das nicht zu Ende und sagt ehrlich: Wir wollen höhere Steuern für alle Paare, wo die Partner nicht genau gleich viel verdienen.
Andreas Renner, München
Ehegattensplitting geschlechtsneutral
Die angebliche Ungerechtigkeit beim Ehegattensplitting bringen nur sachunkundige Ideologen in die Diskussion ein. Das Ehegattensplitting ist geschlechtsneutral angelegt und benachteiligt niemanden. Die Familien werden sich bei den Entscheidern bedanken, wenn sie sich bei einer Abschaffung steuerlichen Mehrbelastungen ausgesetzt sehen. Natürlich schließe ich nicht aus, dass Frauen im Einzelfall in ungerechte Situationen geraten können. Aber es muss doch wahrgenommen werden, dass wir in einer Gesellschaft leben, die eine Ungleichbehandlung von Mann und Frau ganz weitgehend ausgeschlossen hat. Es liegt an den Partnern, sich in diesem Rahmen so auf Kompromisse zu einigen, dass alle damit zufrieden leben können.
Christoph Menger-Skowronek, Köln
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