Künstliche Intelligenz:Nur fast faszinierend

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Hinter der Computersoftware Chat GPT steckt eine künstliche Intelligenz. (Foto: Jakub Porzycki/Imago)

Die Computersoftware Chat GPT antwortet auf Fragen, schreibt ganze Aufsätze in wenigen Sekunden. Ist die KI eine ernst zu nehmende Konkurrenz für den Menschen?

"Denken mit System" vom 17. Januar:

Der Schein trügt

"Faszinierend!", würde Mr. Spock vom Raumschiff Enterprise sagen, wenn er beobachten würde, was die Erdlinge über die sogenannte Künstliche Intelligenz (KI) momentan denken. Vor allem würde er sich wundern, dass manche in der KI bereits eine Konkurrenz zum menschlichen Denken, ja zum Menschen selbst sehen. Computer sind gefühllos. Sie glauben einfach alles. Der Mensch jedoch hat die Möglichkeit, seine Meinung zu überprüfen, indem er sie mit der Realität konfrontiert. Was Spock wirklich faszinieren würde, warum Menschen auf den schönen Schein der Computerantworten hereinfallen. Früher hat man heilige Texte, um deren Glaubhaftigkeit zu betonen, mit einem Goldschnitt versehen. So auch der Heiligenschein. Dass Professoren Computern gute Zensuren erteilen, liegt wohl daran, dass sie den schönen Schein der Antworten beurteilen und nicht die Kreativität eines Schülers.

Syntaktisch perfekt gaukeln Computer Kompetenz vor, auf die selbst Professoren hereinfallen. "Der Schein trügt." Computer können aus eigenem Antrieb ihr Wissen niemals verifizieren: Sie können die Stimmigkeit ihrer gespeicherten Aussagen im Zusammenhang kaum erkennen. Menschen auch nicht immer, insbesondere, wenn es sich um zu verstehende Glaubenssätzen handelt. Dem Menschen helfen beim Erkenntnisprozess gut gesinnte mutige Freunde, etwa Lebenspartner. Der Gipfel des momentanen KI-Hybris ist zweifellos GPT Zero. Ein Programm, das angeblich erkennen kann, ob ein Text von einem Menschen erschaffen wurde oder von einem Computer. Wenn das selbst Professoren nicht möglich ist, warum sollten es dann Computer können?

Johann Wagner, München

Wider das Wiederkäuen

Eine künstliche Intelligenz von herausragenden Fähigkeiten ist offensichtlich in der Lage, das zu verändern, was in Generationen nicht gelungen ist - und nicht gewollt war: die Abkehr von unsäglichen, notenfixierten Leistungsnachweisen. Diese KI ist hervorragend und sehr nützlich für Prüflinge vom Abitur bis zum Master in einem System der Reproduktion, das heißt, des Wiederkäuens von Wissen, das einem häppchenweise serviert wurde. Diese KI zwingt uns, andere Lehr- und Lernmethoden zu finden. Eigentlich gibt es sie längst, nur angewendet werden müssten sie. Wenn so etwas wie soziale Intelligenz, Anwendung gelernten Wissens, Kommunikation und Ähnliches an Schulen und Universitäten vermittelt würde, selbständiges Denken statt Reproduktion, dann müssten wir uns keine Sorgen um Betrüger oder Betrugshilfe-KI machen.

Hans Saloga, München

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