Veränderung im Berufsleben:Endlich angekommen

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Beate Stelzer wollte lieber zur See fahren als weiterhin Krankenschwester zu sein. (Foto: picture alliance / dpa)

Krankenschwester Beate Stelzer fährt heute zur See, Wurstfabrikant Karl Ludwig Schweisfurth engagiert sich für Öko-Landwirtschaft und Mediziner Claus Wolf ist nun Priester.

Von Ingrid Brunner

Vom Mediziner zum Priester: Claus Wolf

Das Dreieck Körper, Seele, Geist hat ihn schon während seines Studiums fasziniert. Claus Wolf, Jahrgang 1964, war ein sehr guter Schüler mit gleichmäßig guten Noten. Doch was studieren, wenn einem alles leichtfällt? Es läuft auf Medizin hinaus, die Eltern sind stolz auf ihr einziges Kind. Er stammt aus einer religiösen Lehrerfamilie, ist im Kirchenchor sozial verankert - und schon an der Uni beginnen die Zweifel an der richtigen Wahl. Er besucht Vorlesungen zu Theologie, engagiert sich in der katholischen Jugendarbeit. Seine Doktorarbeit schreibt er über autogenes Training, der Grenzbereich zwischen Seelsorge und Therapie fasziniert ihn zunehmend.

Neben dem Studium macht er eine gestaltpädagogische Zusatzausbildung. Im Tagebuch steht 1994 der Satz: "Die Theologie ist wie ein Biber, der ständig am Stamm meines Lebens nagt." Als approbierter Arzt fällt er die Entscheidung, mit 31 tritt er ins Priesterseminar ein. 2002 Priesterweihe. "Dass ein Leben so endlich ist, hat mich motiviert, keine faulen Kompromisse einzugehen ... Lebe dein Leben jetzt, und zwar so gut und erfüllt, wie es eben möglich ist."

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Sie waren angekommen und hatten Erfolg im Beruf - doch irgendetwas fehlte immer. Wie Menschen sich verändert haben, um ihren Job wieder mit Leidenschaft und Herzblut auszuüben.

Von Ingrid Brunner

Von der Krankenschwester zur Seefahrerin: Beate Stelzer

"Du wirst Krankenschwester", entschied die Mutter, und die Tochter gehorchte - sie kannte ihre eigenen Ziele noch nicht. Doch mit Mitte dreißig wusste Beate Stelzer, was sie wollte, gab ihren sicheren Job in der Klinik auf, um eines fernen Tages als Kapitänin auf großen Schiffen zur See zu fahren. Es war ein langer, beschwerlicher Weg: erst das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg, dann das Nautik-Studium und das Kapitänspatent. Elternhaus, Ehemann, die stark männlich dominierte nautische Branche - alle legten ihr Steine in den Weg, die sie mit viel Beharrlichkeit, Ausdauer und Fleiß aus dem Weg räumte.

Den rauen Ton, die sexistischen Sprüche, all das kannte sie von manchen Ärzten im Krankenhaus. Lebenserfahrung und Durchsetzungsvermögen halfen ihr, um sich an Bord Respekt zu verschaffen. Doch als sie dann endlich zur See fahren durfte, stagnierte ihre Laufbahn. Den Schritt vom dritten zum ersten Offizier ebnete ihr ausgerechnet - eine der wenigen Kapitäninnen. Sie heuerte sie für eine Reederei an, die Frauen gegenüber offener war. Zur Zeit steuert sie als erste Offizierin das Frachtschiff Cap San Marco.

Vom Wurstfabrikanten zum Öko-Pionier: Karl Ludwig Schweisfurth

"Sorgen wir dafür, dass Tiere gut leben, solange sie leben." Ausgerechnet vom Unternehmer Karl Ludwig Schweisfurth stammen diese Worte, der einst die seinerzeit größte Wurstfabrik Europas betrieben hat. Schweisfurth, Jahrgang 1930, gilt heute als Pionier des biologisch-ökologischen Landbaus. Doch diese Wandlung war so nicht vorhersehbar, denn bei "Herta" wurden pro Woche 5000 Rinder und 25 000 Schweine in einer perfekt durchgetakteten Produktionsstraße geschlachtet und verarbeitet. Zum Umdenken brachten ihn seine Kinder in den Achtzigerjahren. Sie hinterfragten die industrielle Tierhaltung und -verarbeitung, stritten, diskutierten mit ihm.

1984 entschied er, Herta an Nestlé zu verkaufen. 1986 gründete er in München die Schweisfurth-Stiftung mit dem Ziel, gesunde, naturgemäße und naturerhaltende Ernährung zu erforschen und zu entwickeln. Auf Gut Hermannsdorf in Glonn, Landkreis Ebersberg, wird nach ökologischen Grundsätzen gebraut, gebacken, angebaut. Tiere werden gezüchtet und ja, auch geschlachtet. Nach einem guten, artgerechten Leben. Schwein gehabt.

© SZ vom 23.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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