Tiere im Büro:Darf ich vorstellen: Kollege Hund

Lesezeit: 2 min

Er sabbert, haart und bellt: Ein Hund gehört einfach nicht ins Büro. Von wegen, sagen Experten und einige, die es ausprobiert haben. Hunde wirken sich positiv aufs Arbeitsklima aus. Ganz im Gegensatz zu Katzen, die als Bürotiere ungeeignet sind.

Auf fröhliches Gebell wartet man vergebens, wenn man die Büros der Stephan Medizintechnik GmbH in Gackenbach in Rheinland-Pfalz betritt. "Unsere Hunde sind gut erzogen und bellen die Besucher nicht an", erklärt Volker Wolf. Anders ginge das auch gar nicht, schließlich tummeln sich in den Räumen des Unternehmens insgesamt 13 Hunde verschiedener Rassen - allesamt Tiere von Mitarbeitern.

Ein Bürohund muss still sitzen bleiben können, sonst stört er schnell Kollegen und Kunden. (Foto: dpa-tmn)

Begonnen hatte das Ganze vor einigen Jahren. Damals fragte Volker Wolf seine Chefin, ob er seinen weißen Schäferhund mit zur Arbeit bringen könne. Da das Tier brav war und keiner der Kollegen etwas dagegen hatte, wurde der Bitte entsprochen - und prompt legten die Chefin und weitere Kollegen mit einem eigenen Hund nach. Vor einigen Jahren kaufte die Unternehmensleitung gar noch ein zusätzliches Areal als Hundeauslauf neben dem Firmengelände hinzu und baute eine Hundehütte.

Der Vorteil eines Bürohundes liegt für Wolf klar auf der Hand: "In der Mittagspause gehen wir nicht in die Kantine, sondern alle zusammen mit einem Brot in der Hand mit unseren Hunden Gassi im Wald. Dabei ergeben sich immer tolle Gespräche." Anschließend könne man viel ausgeglichener wieder an die Arbeit gehen. Generell sei die Stimmung am Arbeitsplatz besser.

Doch nicht nur für eine offenere Kommunikation untereinander sind Hunde gut. "Hunde im Büro können Stress reduzieren und entspannend auf die Atmosphäre wirken", sagt Psychologin Silke Wechsung aus Bonn. So könne man sich etwa nach einem anstrengenden Telefonat ablenken, indem man kurz den Hund streichle. Sie selbst bringt ihren Hund ebenfalls mit zur Arbeit. Damit hat sie gute Erfahrungen gemacht. Selbst Kollegen, die sonst nicht unbedingt zu den größten Hundefreunden zählten, hätten immer Leckerlis für ihren Vierbeiner dabei. "Wenn wir morgens ins Büro kommen, begrüßt mein Hund erst mal jeden Kollegen einzeln, das schafft immer gute Stimmung, und man kommuniziert schon morgens miteinander", so die Psychologin. In der Bürogemeinschaft entstehe durch den Hund automatisch ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl.

Es bedarf allerdings einiger Regeln, damit Tier und Mensch miteinander harmonieren. Die Grundvoraussetzung müsse sein, dass das Mitbringen des Bürohundes vorher mit allen Kollegen abgeklärt sei. "Manche haben vielleicht Angst vor Hunden oder eine Allergie, das muss man als Hundehalter dann respektieren", betont Silke Wechsung. Zudem müsse das Tier gewisse Spielregeln beherrschen und sich benehmen können. Ein Hund etwa, der jeden anbellt oder der Telefonate mit seinem Geheul begleitet, sei nicht akzeptabel. Zudem müsse sich das Tier auf einen festen Platz zurückziehen können und ausgeglichen sein. "Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, ist ein Hund sehr positiv für alle."

Das sieht auch der Deutsche Tierschutzbund so. Seit einigen Jahren organisiert der Verein den "Aktionstag Kollege Hund". "Wir möchten damit zeigen, dass Hund und Büro vereinbar sind", sagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund. Im vergangenen Jahr hätten mehr als 1000 Firmen beim Aktionstag mitgemacht. Mitarbeiter durften für einen Tag ihren Hund mitbringen. Anschließend seien die Unternehmen vom Tierschutzbund als "tierfreundliches Unternehmen" ausgezeichnet worden. Doch auch Marius Tünte formuliert klare Regeln für ein harmonisches Miteinander. "Das muss vorher mit den Kollegen abgestimmt sein, eventuelle Ängste und Abneigungen müssen kollegial gelöst werden."

Andere Tiere wie Katzen oder Hamster eignen sich nicht eher nicht als Bürotiere. Ein Hund sei flexibel und könne sich schnell auf neue Umgebungen einstellen, sagt Marius Tünte. Er sei ohnehin gerne im Rudel und überall mit dabei. Eine Katze hingegen wolle eher ihre Ruhe haben und sich ihren Aufenthaltsort selbst aussuchen. Auch Kleintiere wie Hamster kommen nicht unbedingt infrage. "Schon die Fahrt zum Büro stresst Kleintiere, außerdem sitzen die ja im Käfig und können deshalb nicht so ohne weiteres gestreichelt werden."

© sueddeutsche.de/dpa, Claudia Bell/tina - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Umfrage: Büro-Todsünden
:Da quillt mir der Mülleimer über!

Es sind Kleinigkeiten, die unseren Büroalltag manchmal unerträglich machen. Die zehn Dinge, die die Deutschen im Büro am meisten nerven. In Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: