Jugendliche, die sich morgens im Bett lieber noch einmal umdrehen, können sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse berufen. Wie eine Studie im Fachmagazin Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine (Bd. 164, S. 608, 2010) zeigt, könnte sich ein um lediglich 30 Minuten nach hinten verschobener Schulbeginn positiv auf die Aufmerksamkeit, die Stimmung und die Gesundheit der Schüler auswirken.
Im Vergleich zur Kindheit beginnt der Schlaf mit Eintritt der Pubertät etwa zwei Stunden später. Der Schlafbedarf eines Teenagers bleibt mit neun Stunden jedoch hoch. "Ein durchschnittlicher Jugendlicher hat Schwierigkeiten, vor elf Uhr einzuschlafen", schreiben die Wissenschaftler um Judith Owens vom Hasbro Children's Hospital in Providence. Die ideale Zeit zum Aufwachen sei daher gegen acht Uhr.
Während der Untersuchung ertönte der Schulgong für etwa 200 Neunt- bis Zwölftklässler einer High School in Rhode Island drei Monate lang statt um 8Uhr erst um 8.30 Uhr. Der Anteil der Jugendlichen, die mindestens acht Stunden Schlaf bekamen, stieg dadurch von 16 auf fast 55 Prozent an. Die Teenager gaben zudem an, motivierter, aufmerksamer und weniger müde zur Schule zu gehen als vorher.
Eine halbe Stunde länger schlummern zu können, schien sogar die Gesundheit zu beeinflussen. Während beim frühen Schulbeginn von 20 Schülern drei wegen Erschöpfung einen Arzt aufsuchten, war es nach der Umstellung nur noch einer. Auch die Stimmung besserte sich bei einem Teil der Probanden. Zwar bezeichnete sich fast die Hälfte der Jugendlichen als "ein bisschen unglücklich" oder deprimiert - vor Änderung des Unterrichtsbeginns waren es knapp zwei Drittel der Schüler gewesen.
An der High School in Rhode Island dürfte die Laune inzwischen weiter gestiegen sein: In einer Abstimmung sprachen sich sowohl Schüler als auch die zuvor skeptischen Lehrer dafür aus, den späteren Schulbeginn beizubehalten.