Siemens-Mitarbeiter essen ökologisch:Klimaschutz beim Mittagessen

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Siemens hat sich vorgenommen, nachhaltiger zu wirtschaften - nicht nur als Unternehmen. Auch die Mitarbeiter sollen mitmachen: Einmal im Monat gibt es am "Terra-Tag" nur noch vegetarische Gerichte in den Betriebs-Kantinen. Ein Großteil unterstützt die Aktion, einige Hartgesottene wollen auch am "Terror-Tag" nicht auf Fleisch verzichten.

Harald Freiberger

Die Mitarbeiter von Siemens in der Münchner Hofmannstraße konnten am vergangenen Donnerstag in der Kantine zwischen drei Gerichten wählen: Es gab Risotto mit Tamarillo (kleinen Tomaten) für 3,20 Euro, Spaghetti mit gebratenen Austernpilzen für 2,70 Euro oder Brokkoli-Quiche für 2,60 Euro. Lauter vegetarische Speisen, nicht Fisch, nicht Fleisch, ganz anders als zum Beispiel am Mittwoch, als Rinderroulade und Fischfilet nach Peking-Art auf der Speisekarte standen.

Das Ganze hat System: Einmal im Monat bieten die Siemens-Kantinen an mehr als 50 deutschen Standorten nur noch vegetarische Gerichte an. Die Initiative geht vom Betreiber der Mitarbeiterrestaurants aus und hat einen ökologischen Hintergrund. "Wir setzen damit die Vorgabe um, in allen Unternehmensbereichen möglichst nachhaltig zu wirtschaften", sagt ein Sprecher. Vorzugsweise werden dabei auch Produkte aus der Region verarbeitet. Die Aktion, die nach dem lateinischen Wort für Erde "Terra" heißt, läuft erst einmal bis September und soll auch danach in noch unbestimmter Form fortgesetzt werden.

Wer kein Fleisch isst, schont die Umwelt. Siemens weist seine Mitarbeiter im Intranet darauf hin, dass für die Produktion von einem Kilo Fleisch zehn Kilo Getreide nötig sind. Fast drei Viertel aller landwirtschaftlich genutzten Flächen werden gebraucht, um Futtermittel zu produzieren. 100 Millionen Menschen könnten zusätzlich ernährt werden, würden die Menschen ihren Fleischkonsum nur um zehn Prozent verringern. Hinzu kommt, dass für die Viehzucht massenhaft Wälder gerodet und CO2 verbraucht werden. "Ohne Fleischkonsum gäbe es weniger Hunger, weniger Umweltverschmutzung, und die Erde wäre kühler", heißt es im Intranet.

Da der Betriebsrat an jedem Standort mitbestimmen darf, gibt aber es noch einige Kantinen, die am Terra-Tag weiter Fleisch anbieten. Am Donnerstag jedoch griffen 80 Prozent aller Mitarbeiter zu einem vegetarischen Gericht. Dadurch sparte man 4,3 Tonnen Fleisch ein, rechnete Siemens aus. Das entspreche einer Ersparnis von 13,8 Tonnen CO2 - umgerechnet so viel, wie ein durchschnittliches Auto auf 100.000 Kilometern ausstößt.

"Der Terra-Tag wird von den Mitarbeitern sehr positiv aufgenommen", sagt der Sprecher. Das belegt auch ein Filmbeitrag im Intranet, in dem sich mehrere Beschäftigte äußern. "Jeder freut sich, wenn er mal was Leichtes bekommt", sagte da eine junge Frau. "Ich bin eh Vegetarier, die Tierchen tun mir leid", meint ein Mann. "Einmal in der Woche geht das schon mal ohne Fleisch", sagt ein anderer.

Nur vereinzelt gibt es Kritik an der verordneten vegetarischen Kost. Eingefleischte Siemensianer nennen den "Terra-Tag" schon mal "Terror-Tag", auch wird berichtet, Teams gingen dann geschlossen zu McDonald's. Aber das seien Ausnahmen. "Einmal im Monat kann man auch woanders essen, wenn es unbedingt Fleisch sein muss", sagt der Sprecher.

© SZ vom 04.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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