Einen Tag frei machen, um Spaß zu haben? Von wegen. Mobbing, Versagensängste oder Depressionen sind häufiger Gründe, warum Kinder und Jugendliche die Schule schwänzen. Das sagte Christoph Lenzen von der Uniklinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie Heidelberg. Schulschwänzer litten oft unter psychischen Problemen und benötigten Unterstützung. Die Uni-Klinik beteilige sich daher an einem europaweiten Forschungsprojekt, bei dem verschiedene Präventionsprogramme getestet werden.
An der Studie sollen ab Oktober 1600 Schüler zwischen 14 und 18 Jahren aus dem Rhein-Neckar-Gebiet teilnehmen, europaweit sind es insgesamt 9600 Jugendliche aus sechs Ländern. "Mit der Studie wollen wir sowohl die klassischen Schulschwänzer erreichen wie auch die Kinder, die emotional bedingt die Schule verweigern", sagt Lenzen. Denn Schulängste könnten sich auch hinter vermeintlich harmlosen Bauchschmerzen oder häufiger Übelkeit verbergen.
An dem Forschungsprojekt mit dem Namen "We stay" beteiligen sich Hauptschulen, Werkrealschulen, Realschulen und Gymnasien im Rhein-Neckar-Gebiet. Lehrer und Eltern werden einbezogen, sagte der Leiter der Studie, Professor Romuald Brunner, bei der Vorstellung des Projektes.
Laut Uniklinikum Heidelberg fehlen bis zu zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen mehr als zweimal im Monat in der Schule. Wenn keine anderen Maßnahmen mehr greifen, werden hartnäckige Schwänzer bislang von der Polizei zum Unterricht gebracht. Die Forscher setzen hingegen auf Prävention. Sie wollen vier verschiedene Programme testen, die je acht Wochen laufen.
Bei dem Programm "Schulfehlzeiten-Kontrolle" werden die Fehltage der Schüler erfasst und den Jugendlichen zurückgemeldet. Ein weiteres Programm bietet zusätzlich eine professionelle Beratung für alle Jugendlichen. Beim "Schülertraining" wird im Unterricht umfassend über das Thema Schulverweigerung informiert. Das vierte Programm setzt sich aus der Beratung und dem "Schülertraining" zusammen.