Restaurant im Wohnzimmer:Bitte zu Tisch

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Eine 55-Jährige kündigt ihren krisensicheren Job, um in ihrer Wohnung fremde Gäste zu bekochen. Wie es dazu gekommen ist.

Ingrid Brunner

Noch lebe ich nicht davon, sagt Elke Maria Koßmann, aber ihre Geschäftsidee, Menschen an einem großen Tisch zu versammeln und zu bekochen, findet Anklang in ihrer Wahlheimat Berlin. Nach dem Vorbild der Tables d'Hôtes, wie es sie in Belgien und Frankreich gibt, bewirtet Koßmann in ihrem Wohnzimmer ausgewählte Gäste.

Bis zu sechs Leute bewirtet Elke Maria Koßmann in ihrem Wohnzimmer. Jetzt ist sie auf der Suche nach einer größeren Wohnung. (Foto: ddp)

SZ: Warum haben Sie mit 55 Jahren Ihre sichere Stellung am Theater aufgegeben, um für fremde Leute zu kochen?

Elke Maria Koßmann: Nach dem Tod meines Mannes wollte ich neu durchstarten. Deshalb habe ich eine Berufsberatung gemacht, und dabei kam heraus: Erstens, ich brauche Stress - wie in meinem alten Job im Künstlerischen Betriebsbüro eines Theaters. Und zweitens sagte mir mein Coach: Sie blühen auf, wenn Sie vom Kochen reden. Verbinden Sie beides miteinander - und schon war die Idee da.

SZ: Dann ist Kochen für Sie wie Theater mit anderen Zutaten?

Koßmann: So ähnlich: Man muss viele Dinge auf die Reihe kriegen, um ein Essen pünktlich auf den Tisch zu bekommen, und einer muss das Sagen haben.

SZ: War der Wechsel einfach?

Koßmann: Natürlich habe ich mich gefragt: Wie bekomme ich Gäste an meinen Tisch? Deshalb habe ich vor drei Jahren die Stuttgarter Schauspielintendanz eingeladen und ein Fünf-Gänge-Menü serviert. Die waren begeistert und wollten wissen, ob ich das öfter mache. Da habe ich gesagt: Ja, Sie können mich buchen. So fing das an, zunächst habe ich nur Freunde angenommen, dann wurde es immer mehr.

SZ: Eine Veränderung allein reichte nicht, Sie sind auch nach Berlin gezogen.

Koßmann: Ja, ich wollte immer schon hier leben, und diese Stadt hat mich mit offenen Armen aufgenommen. Ich wohne jetzt in einem Altbau in Wilmersdorf, dort kann ich in meinem Wohnzimmer bis zu sechs Personen bewirten. Aber langsam wird es eng. Meine Gäste fragen nach Catering und Kochkursen. Da reicht meine Küche nicht mehr aus. Derzeit suche ich nach einer neuen Wohnung mit größeren Räumen und einer größeren Küche, professioneller ausgestattet, um die Tafel gewerblich anzubieten.

SZ: Was ist besonders an Ihrer Küche?

Koßmann: Ich koche unbedingt saisonal, möglichst regional, mache alles selbst: Fonds, Pasta, Baguette. Alles ist frisch vom Markt, das merken die Gäste. Und sie schätzen den privaten Rahmen.

SZ: Wie fühlt es sich an, fremde Menschen bei sich daheim zu bewirten?

Koßmann: Es ist wunderbar, die Leute kommen und staunen.

SZ: Setzen Sie sich zu Ihren Gästen auch mal auf ein Gläschen dazu?

Koßmann: Spätestens zum Dessert bin ich immer dabei.

© SZ vom 04.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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