Rekord bei Studienanfängern:So viele neue Studenten wie nie

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Rekordzahlen bei der Anmeldung zur Uni: Das dürfte an der Studienreform liegen - die aber weiter scharf kritisiert wird.

J. Osel

Die deutschen Hochschulen haben im vergangenen Jahr so viele Studienanfänger wie nie zuvor gezählt. Wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte, begannen an den Universitäten und Fachhochschulen im Wintersemester 2008/2009 insgesamt 455.300 Studenten ein Studium im ersten Semester - das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahr.

Zwischen 2003 und 2006 war die Zahl der Studienanfänger zeitweise zurückgegangen, erst von 2007 an war sie wieder gestiegen. Zwei Drittel aller Studienanfänger schrieben sich in einen Bachelorstudiengang ein, ein Viertel mehr als im vorangegangenen Wintersemester. Die Umstellung der Diplom- und Magisterstudiengänge auf die internationalen Abschlüsse Bachelor und Master ist Teil der europäischen Studienreform, dem Bologna-Prozess.

Daten über die Hintergründe des Anstiegs an Studienanfängern hat das Statistische Bundesamt noch nicht erhoben, heißt es. Die Studienreform, durch die schon nach sechs Semestern der Bachelor als erster berufsqualifizierender Abschluss gemacht werden kann, dürfte demnach als Grund für die Zunahme gelten.

Die Anfängerzahlen zeigen zudem, dass das neue Studienmodell immer mehr zum Standard wird. Die früheren Diplom- und Magisterstudiengänge laufen derzeit größtenteils aus beziehungsweise werden bereits nicht mehr angeboten. Relativ weit fortgeschritten ist die Umstellung auf das neue System mittlerweile an den Fachhochschulen. Von 156000 Anfängern dort schrieben sich 83 Prozent für ein Bachelorstudium ein.

Über die Umsetzung der Reform wird unterdessen immer noch diskutiert: Kritiker wie die Bildungsgewerkschaft GEW bemängeln, dass der gestraffte Stundenplan keinen Raum für freiwillige Lehrveranstaltungen oder Nebenjobs lasse. Zudem sei der Bachelor auf dem Arbeitsmarkt kaum anerkannt - und ein Master-Studium als zweite Stufe könne wegen Zulassungsbeschränkungen oft nicht aufgenommen werden. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) verteidigt zwar Bologna, erkennt aber durchaus die Probleme: "Die Studierenden weisen vielerorts zu Recht auf Defizite hin: zu eng geplante Curricula, zu schlecht abgestimmte Prüfungen. Gleichzeitig wird Unsicherheit über die Arbeitsmarktperspektiven deutlich", sagte kürzlich HRK-Präsidentin Margret Wintermantel und stellte Verbesserungen bei der Umsetzung der Reform in Aussicht.

© SZ vom 22.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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