Recherche von Personalern:Womit Bewerber im Netz Eindruck machen

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"Die ersten Google-Treffer prägen das Bild von einer Person": Immer mehr Personaler interessieren sich für die Online-Profile von Bewerbern. Wie sich Arbeitnehmer im Netz präsentieren sollten - und was zum Karriere-Killer werden kann.

Im Internet unauffällig bleiben: Das erschien vielen Arbeitnehmern bis vor Kurzem erstrebenswert. Doch das Bild hat sich gewandelt, sagt Klaus Eck, Kommunikationsberater und Social-Media-Experte aus München. "Engagement im Netz ist anzuraten, wenn man kein Unbekannter für den künftigen Arbeitgeber sein will." Ähnlich sieht das Michael Heidelberger. Personaler großer Unternehmen suchten heute im Internet systematisch nach Angaben über einen Bewerber, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, erklärt der Vorstand des Fachverbandes Personalberatung beim Bundesverband Deutscher Unternehmensberater, kurz BDU.

Eine repräsentative Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom kam bereits 2011 zu dem Ergebnis, dass mehr als die Hälfte aller Personaler im Internet Informationen über Bewerber einholt. Ein Fünftel recherchierte schon damals in Netzwerken wie Xing, LinkedIn oder Facebook.

Im Normalfall überprüften Firmen die ersten zwei Seiten, die Suchmaschinen bei der Eingabe eines Namens ausspucken, erklärt Heidelberger. "Die ersten Google-Treffer prägen das Bild von einer Person maßgeblich", sagt Kommunikationsberater Eck. Diese Ergebnisse sollten einen positiven Eindruck vermitteln. Deshalb empfehle es sich, am Ruf im Netz zu feilen.

Selbst Inhalte ins Netz stellen

Zu Beginn sollte man zunächst einmal seinen Namen googeln, rät der Social-Media-Manager und Blogger Jochen Mai. "Gefällt einem nicht, was man da findet, muss man aktiv werden", sagt er. Der beste Weg sei es, selbst Inhalte ins Netz zu stellen, die den gewünschten Eindruck erzeugen. Dabei helfen Profile bei sozialen Netzwerken.

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Für den Job sei hierzulande Xing sehr verbreitet. LinkedIn empfehle sich, wenn man international tätig ist. Zum Twittern oder Bloggen rät er besonders Angestellten in der Kommunikationsbranche. "Man sollte auf jeden Fall überall seinen Namen angeben und die verschiedenen Profile untereinander verlinken", empfiehlt Mai.

Kommunikationsberater Eck rät zudem zu einer eigenen Webseite. Wer den Aufwand scheut oder nicht das technische Know-how dazu hat, kann auf Portalen wie www.about.me als eine Art digitale Visitenkarte seine verschiedenen Profile von sozialen Netzwerken zusammenführen. "So eine ewige Bewerbung ist generell sinnvoll", sagt Eck.

Damit sich die Mühen im Netz lohnen, ist es wichtig, eindeutig identifizierbar zu sein. Das ist vor allem für Menschen schwer, die einen gängigen Nachnamen haben. "Eine Möglichkeit ist es, seinen Zweitnamen als Initial mitanzugeben", erklärt Eck. Doch auch Wohnort oder Branche als Zusatz können helfen, Verwechslungen auszuschließen.

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Personaler achten neben einem positiven Gesamteindruck besonders darauf, ob sich die Angaben im Lebenslauf mit denen im Internet decken, sagt Unternehmensberater Heidelberger. "Man sollte unbedingt vermeiden, dass an dieser Stelle Ungereimtheiten auftreten."

Karriere-Killer können unbedachte Äußerungen im Netz sein. Er selbst habe unlängst einen Bewerber gehabt, der im Grunde gut zur ausgeschriebenen Stelle gepasst hätte, berichtet Heidelberger. "Auf einem seiner sozialen Profile hat er aber geäußert, dass er derzeit überhaupt keine Lust auf Arbeit hat." Der Mann sei damit aus dem Rennen gewesen.

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Punkte sammeln kann, wer in Blogs oder Fachforen mit kompetenten Beiträgen auftritt und gegebenenfalls zur eigenen Seite verlinkt. "Wenn man wenig Zeit hat, muss man gar kein eigenes Blog betreiben", sagt Kommunikationsberater Eck. "Oft reicht es, Kommentare auf anderen Blogs zu verfassen, die gelesen und verlinkt werden." Spuren hinterlassen und Engagement zeigen - das trage dazu bei, sich eine Reputation im Netz aufzubauen.

Drei Stunden Arbeit wöchentlich

Auch Facebook-Profile tauchten in Suchmaschinen meist weit oben auf. Deshalb sollte man dort private und öffentliche Inhalte voneinander trennen. Eck empfiehlt bestimmten Berufsgruppen sogar, Facebook gar nicht mehr für private Zwecke zu nutzen: "Menschen, die in der Kommunikationsbranche unterwegs sind oder in der Öffentlichkeit stehen, sollten Facebook ausschließlich als Reputationstool nutzen", findet er. Dann könne man Persönliches zur Selbstinszenierung preisgeben, aber eben nichts Privates.

Doch was, wenn bei der Suche etwas Negatives auftaucht, das andere produziert haben? Möglichst viele eigene Inhalte produzieren, lautet der Tipp von Eck: "Die aktuelleren Sachen verdrängen ältere Einträge." Vom Versuch, unliebsame Inhalte löschen zu lassen, hält er wenig. Dabei laufe man Gefahr, noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Mit dem Gratisbenachrichtigunsdienst Google Alert könne man sich informieren lassen, wenn der eigene Name im Netz auftaucht.

Drei Stunden Arbeit wöchentlich für den Aufbau der Netzreputation können sich bezahlt machen, meint Mai. "Wenn im Bewerbungsprozess nur noch ein paar Kandidaten im Rennen sind, kann der Online-Auftritt das Zünglein an der Waage sein."

© SZ vom 02.03.2013/dpa/Maria Fiedler - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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