Die CDU setzt angesichts rapide abnehmender Schülerzahlen auf eine stärkere Verzahnung von Haupt- und Realschulen. In einem am Dienstag vom Leipziger Parteitag verabschiedeten Beschluss verweist die Partei auf positive Erfahrungen in Bundesländern, in denen beide Bildungswege bereits unter einem Dach angeboten werden. Dadurch werde die Durchlässigkeit zwischen beiden Bildungsgängen weiterentwickelt.
Entschlossen zum Schulkompromiss: Kanzlerin Angela Merkel (von rechts), Generalsekretär Hermann Gröhe, Umweltminister Norbert Röttgen und Bildungsministerin Anette Schavan.
(Foto: Reuters)"Eine einheitliche Bezeichnung für diese Schulform in allen Ländern - zum Beispiel Oberschule - wäre wünschenswert", heißt es in dem Papier. Allerdings beschränkt sich die CDU darauf, den Ländern dieses Modell lediglich zu empfehlen. Die ursprüngliche Version des Antrags des Bundesvorstands wurde damit deutlich abgeschwächt.
Die CDU reagierte auch auf innerparteiliche Kritik, sie wolle das Ende der Hauptschule besiegeln. Im ursprünglichen Papier war die Parteispitze für eine Reduzierung der Schulformen und die Einführung eines "Zwei-Wege-Modells in allen Ländern" eingetreten, das aus Gymnasium und Oberschule bestehen sollte.
Nun wurde in den Beschluss eine Formulierung aufgenommen, nach dem die Partei zu Haupt- und Realschulen sowie integrativen Schulformen stehe, "wo diese funktionieren und dem Elternwillen entsprechen". Vor allem die CDU-Landesverbände in Hessen und Baden-Württemberg hatten an dem zunächst viel klarer formulierten Aus für die bisherige Hauptschule Kritik geübt.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan sagte, notwendig sei eine Reaktion auf die um 30 Prozent sinkenden Schülerzahlen. Viele Schulstandorte könnten nur erhalten werden, wenn kluge Wege gefunden würden, um Haupt- und Realschulen zusammenzuführen, besonders auf dem Land. Zudem wünschten nur noch zwei Prozent der Eltern für ihre Kinder einen Platz in der Hauptschule.
Bekenntnis zum Zwei-Säulen-Modell
Zu dem Leitantrag wurden 1600 Änderungsanträge eingereicht - so viele wie nie zuvor in der CDU bei einem Thema. Hessens CDU-Fraktionschef Christean Wagner räumte zwar Akzeptanzprobleme der Hauptschule ein, bezeichnete sie aber als einen Grundsatz der CDU, der nicht über Bord geworfen werden dürfe.
Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer mahnte, zur Sicherstellung eines guten Schulangebots dürfe nicht über die Frage gestritten werden, "an welcher Tür hängt welches Türschild". In einem Gebäude müssten unterschiedliche Bildungssysteme zusammengefasst werden. Sie versicherte, die "Hauptschulpädagogik" bleibe erhalten. Aber: "Wir bekennen uns zu diesem Zwei-Säulen-Modell."
Partei-Vizechefin Schavan stellte, wie zuvor Bundeskanzlerin Angela Merkel, klar, die CDU wolle keine Einheitsschule und bekenne sich zum Erhalt des Gymnasiums. Auch die duale Berufsausbildung stehe nicht infrage. Entsprechend bekennt sich die CDU in ihrem Beschluss zu einem "durchlässigen, leistungsfähigen, differenzierten und transparenten Bildungssystem".