Managementwissen:Appetithappen

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Der Mini-MBA ist ein Crashkurs in Unternehmensführung - ohne akademischen Abschluss.

Von Christine Demmer

Führungskräfte haben wenig Zeit zum Lernen. Sie sollen aber möglichst viel von Betriebswirtschaft und Mitarbeiterführung verstehen. Um Managern und ihren Arbeitgebern aus diesem Dilemma herauszuhelfen, hat die Weiterbildungsbranche den Mini-MBA erfunden. Der Begriff steht für Schnellkurse in Unternehmensführung, die entweder als Inhouse-Trainings für Unternehmen oder als offene Seminare angeboten werden. Einen akademischen Abschluss bekommt man damit nicht. Aber eine Idee davon, womit sich die Macher in der Wirtschaft täglich herumschlagen, nützliche Hinweise fürs Weiterlernen, Kontakte und hippe Fachvokabeln für den nächsten Jour Fixe.

Der Begriff Mini-MBA ist geschickt gewählt. Denn unwillkürlich bringt man den drei bis sechs Wochen umfassenden Präsenzunterricht in kleinen Klassen mit der renommierten ein- bis zweijährigen Weiterbildung zum Master of Business Administration, abgekürzt MBA, in Verbindung. Hierfür zugelassen werden aber nur Akademiker. Bei den meisten Mini-MBAs kann sich hingegen jeder anmelden, der wenigstens seit drei Jahren berufstätig ist. Das kann der Techniker sein, der für die Bereichsleitung vorgesehen ist, oder der Kaufmann, der eine Firma übernehmen will. "Viele Führungskräfte sind an neuem Wissen interessiert", versichert Aline Wesner von der Weiterbildungsakademie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen. Sie hätten aber weder die Zeit noch die Möglichkeit noch den Willen, sich zum Lernen längerfristig aus dem Geschäft zurückzuziehen.

Für solche Kunden hat die RWTH Academy ein Zertifikatsprogramm aus sechs jeweils dreiwöchigen Lernmodulen entwickelt. In jedem wird ein bestimmter Themenkomplex behandelt - etwa Technologie & Innovation, Finance & Controlling oder Produktion & Logistik. Nach drei Wochen Studium und einer mündlichen oder schriftlichen Prüfung erhalten die Absolventen ein Zeugnis samt dem Beleg über Studienleistungen von 7,5 ECTS-Punkten, also Credit Points nach dem European Transfer System. Diese lassen sich auf ein anschließendes MBA-Studium anrechnen. Augenzwinkernd könnte man von einem "Schnupper-Abo" sprechen. Sich auf diese Weise einen MBA-Abschluss zusammenzusammeln, ist aber nicht gestattet. Zumal man hierfür ein Bachelor- oder Diplomzeugnis beibringen muss.

Statt ihre Talente monatelang außer Arbeitskraft zu setzen, spendieren ihnen sparsame Unternehmen lieber einen Mini-MBA - als Motivationsschub, von dem sie auch etwas haben. Die Kursveranstalter bündeln darin nämlich die Quintessenz der gängigen MBA-Inhalte. Das ist relativ leicht für Hochschulen und Business Schools, die ohnehin MBA- oder Executive MBA-Programme anbieten: Ihr Mini-MBA ist oft ein zusammengeschnittenes "Best of" der Langfassung und wird in der Regel von denselben Dozenten unterrichtet. Die Nachfrage kommt meist von Firmen; die Begünstigten sind oft Techniker, Ingenieure und Naturwissenschaftler. "Die Unternehmen haben angefragt, ob wir ihre akademisch vorgebildeten technischen Manager in Betriebswirtschaft weiterbilden können", sagt Professor Christoph Desjardins von der Hochschule Kempten zum Hintergrund des Allgäuer Mini-MBA. "Sie wollen ihren High Potentials etwas an die Hand geben, um sie auf künftige Aufgaben vorzubereiten und an sich zu binden." Der Mini-MBA in Kempten umfasst 19 Studientage, fordert von den Lernenden Prüfungen und schriftliche Hausarbeiten, vom Arbeitgeber eine Gebühr in Höhe von 5000 Euro je Teilnehmer. Das ist etwa ein Drittel der Kosten und des Zeitaufwandes für ein MBA-Programm.

Ein Vielzahl der Teilnehmer hat zwar Berufserfahrung, aber keinen akademischen Abschluss

Der traditionell gute Ruf der Manager-Weiterbildung in der Schweiz hat auch dort einige Mini-MBA-Anbieter auf den Plan gerufen. Sowohl in St. Gallen als auch in Zürich kann man solche Kurzprogramme buchen, durchgeführt werden sie in der Schweiz und in vielen deutschen Großstädten. "Zwei Drittel unserer Studierenden kommen aus Deutschland", sagt Jochen Geis, geschäftsführender Direktor der Zürich International Business School (ZIBS), "und zwar aus allen Branchen". Der typische Teilnehmer habe mindestens fünf Jahre Berufserfahrung, aber keinen akademischen Abschluss. "Jemand hat zum Beispiel als kaufmännischer Leiter eine sehr gute Karriere gemacht und will jetzt noch weiterkommen", beschreibt Geis die Klientel. "Es gibt aber auch welche mit Doktortitel und Naturwissenschaftler, die jetzt größere Führungsverantwortung tragen sollen."

Seit vier Jahren ist die ZIBS mit dem Mini-MBA in deutscher und englischer Sprache unterwegs. Laut Geis hätten sich während dieses Zeitraums mehr als 100 Teilnehmer vier Wochen lang jeweils vier Tage von Unternehmern und Führungskräften schulen und abends von den Trainern individuell beraten lassen. Kosten: 9800 Euro für alles, ausgenommen Kost und Logis. Und man erhält einen vorzeigbaren Titel.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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