Lehrer des Jahres 2009:Einer, der anderen die Show stiehlt

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Solarboote im Wasser-Wind-Kanal: Der Pädagoge Erich Welschehold wurde als "Lehrer des Jahres" in den Naturwissenschaften ausgezeichnet.

Tanjev Schultz

Es ist kaum zu vermeiden, dass der Pädagoge Erich Welschehold anderen Lehrern ab und zu die Show stiehlt. Der 62-Jährige leitet in Wilhelmshaven den "Lernort Technik und Natur". Dort hat er für einen spannenden Unterricht vieles, was an den Schulen fehlt: eigene Werkstätten, einen Wasser-Wind-Kanal oder eine kleine Schleusenanlage. Die Schüler, die mit ihrer Klasse zu Welschehold kommen, sind oft mit Feuereifer dabei. Sie bauen kleine Solarboote und Rennwagen oder unternehmen eine Zeitreise in die Klimaverhältnisse vor 10.000 Jahren.

Bei ihm gibt es einen Wasser-Wind-Kanal und eine Schleusenanlage: Der Pädagoge Erich Welschehold wurde als "Lehrer des Jahres" in den Naturwissenschaften ausgezeichnet. (Foto: Foto: dpa)

Welschehold geht es ausdrücklich nicht darum, die Schüler nur zu "bespaßen". Sie sollen eigenständig arbeiten und entdecken, wie faszinierend naturwissenschaftliche Fragen sind. Am Dienstag erhielt Welschehold für seine Arbeit den mit 15.000 Euro dotierten Klaus-von-Klitzing-Preis: Die Universität Oldenburg und die EWE-Stiftung kürten ihn damit zum "Lehrer des Jahres" in den Naturwissenschaften.

In den vergangenen Jahren sind bundesweit immer mehr Schülerlabore und Wissenschaftsmuseen entstanden, in denen Kinder die Scheu vor Technik und Wissenschaft verlieren sollen. Erich Welschehold gehört zu den pädagogischen Pionieren. Schon zur Expo 2000 konstruierte der gelernte Elektromechaniker, Diplom-Ingenieur und Realschullehrer gemeinsam mit Jugendlichen ein großes Solarboot.

Er verließ seine Schule und baute den "Lernort Technik und Natur" auf, den mittlerweile jedes Jahr mehr als 4000 Schüler besuchen. In der Region gibt es 70 Partnerschulen, die mit Welschehold zusammenarbeiten und das Angebot in ihren Unterricht einbauen. Zu Welschehold und seinen Mitarbeitern kommen Schüler aller Jahrgänge und Schulformen. In den unteren Klassen habe es sich als hilfreich erwiesen, Mädchen und Jungen zu trennen, sagt Welschehold: Mädchen würden dann selbständiger arbeiten, auch für die Jungen sei es befreiend: "Sie müssen nicht mehr den Technik-Macho raushängen lassen."

In den vergangenen Jahren hat Welschehold einen positiven Wandel erlebt. Es sei sogar bei pubertierenden Jugendlichen in der siebten oder achten Klasse immer leichter geworden, sie für die Mitarbeit zu motivieren. Und an immer mehr Schulen sei nun auch der reguläre Unterricht anschaulicher und lebendiger als früher. Der Physik-Nobelpreisträger Klaus von Klitzing persönlich überreichte Welschehold in Oldenburg die Auszeichnung. Das Preisgeld will der Pädagoge überwiegend für neue Schülerprojekte verwenden.

© SZ vom 25.11.2009/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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