Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Das lernt in Deutschland jedes Kind. In der Zusammenarbeit mit internationalen Kollegen sollte man aber besser nicht mit dem Unangenehmen anfangen, sondern für gute Verhältnisse sorgen. Fünf typische Stolperfallen im Berufsalltag - und wie eine Trainerin für Interkulturelle Kommunikation sie umgeht.
Kurz und knapp, das Wichtigste zuerst - das sind die Standardregeln in Karriereratgebern für effiziente E-Mails im deutschen Büroalltag. Auf internationale Kollegen kann das unfreundlich und unverbindlich wirken, weil für sie wichtig ist, wer die Nachricht schreibt. Sie müssen sich deshalb nicht die Finger wund tippen. Schon mit wenigen Sätzen können Sie zeigen, dass Ihnen an der Beziehung etwas liegt. Trainerin Maria Prahl gibt ein Beispiel: "Wie geht es dir? Wie ist das Meeting gelaufen? Kann ich euch noch unterstützen? Übrigens: Ich bräuchte noch die Dokumentation. Viele Grüße Maria."
Telefon
Wenn Sie typisch Deutsch telefonieren, kommen Sie schnell zum Punkt und führen dann ein bisschen Small Talk. Gesprächspartner aus anderen Kulturkreisen gehen das häufig anders an. "Hören Sie bis zum Ende gut zu. Wenn Sie schon abschalten, kommen möglicherweise die wichtigsten Informationen", sagt Maria Prahl. In beziehungsorientierten Kulturen gilt: Je besser Sie die Kollegen und Partner kennenlernen, desto einfacher gelingt auch die Zusammenarbeit. Anfänger fragen nach dem Wetter. Fortgeschrittene: "Wie geht es den Kindern?"
Präsentation und Meeting
Auch hier ist die Erfolgsformel oft "Beziehung vor Agenda", sagt Maria Prahl. Was gewünscht ist, kann aber schon von Team zu Team unterschiedlich sein. Die Trainerin rät, einige Fragen vorab mit Kollegen oder Vorgesetzten zu klären, zu denen ein Vertrauensverhältnis besteht. "Erwarten die Zuhörer Emotionen oder Zahlen, Daten, Fakten? Kommen Ideen von der Führungskraft oder soll ich Eigeninitiative zeigen? Wie formal muss ich angezogen sein?"
Gespräche mit Vorgesetzten
Es klingt paradox: Wenn Chefs in anderen Kulturen etwas an der Arbeit eines Mitarbeiters stört, sagen sie das nicht. Kritisieren tun sie aber trotzdem, sagt Trainerin Maria Prahl, nur eben indirekt. Sie müssen also raushören, was nicht gesagt wird. "Wenn Vorgesetzte dieses und jenes loben und einen Bereich nicht ansprechen, kann das heißen, dass es bei diesem Punkt noch Verbesserungsbedarf gibt."
Feedback geben
Deutsche sind tendenziell direkter als ihre internationalen Partner. Stärker als anderswo schaut man hierzulande auf die Defizite. Ehrgeizige Mitarbeiter fragen gar selbst, wo sie sich noch verbessern können und sehen Kritik als Hilfestellung an. Wer internationalen Partnern Rückmeldung über ihre Leistung geben soll, muss sich unbedingt klarmachen, dass direkte Kritik für sie sehr verletzend sein könnte. Maria Prahl rät zu Behutsamkeit: "Ich frage die Leute zunächst, wie es läuft und wie es ihnen geht." Es müsse deutlich werden, dass es nicht darum geht, den anderen kaputtzumachen. In Kulturen, in denen sehr indirekt kommuniziert wird, sollte man Defizite gar nicht ansprechen und dafür alles andere loben. "Man muss die Unsicherheit aushalten können, ob der andere das verstanden hat", sagt Prahl.