Home-Office:Papier ist Privatsache

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Nur knapp neun Prozent der Arbeitgeber beteiligen sich an den Kosten, die im Home-Office anfallen, zeigt eine Umfrage unter Versicherungsmitarbeitern. (Foto: Thibaud Vaerman / Imago)

Die meisten Beschäftigten bleiben auf den Kosten sitzen, die bei der Arbeit im Home-Office anfallen. Nur wenige erhalten eine Pauschale als Ausgleich. Denn einen Rechtsanspruch auf Erstattung der Ausgaben durch den Arbeitgeber gibt es nicht.

Von Jutta Pilgram

Drucker, Telefon, Strom - im Home-Office fallen Kosten an. Das hat inzwischen jeder gemerkt, der seinen Arbeitsplatz im März nach Hause verlegt hat. Fast jeder zweite Beschäftigte nutzte während der Pandemie zumindest teilweise die Privatwohnung als Büro - und viele tun es immer noch. Doch einen Rechtsanspruch auf Kostenerstattung der Ausgaben durch den Arbeitgeber gibt es nicht.

Es ist kompliziert: Einerseits ist der Arbeitgeber verpflichtet, das Home-Office angemessen auszustatten, seinen Angestellten also nicht nur den Büro-Laptop mitzugeben, sondern auch für einen gesundheitsförderlichen Bildschirm, einen ergonomischen Schreibtisch und Büromaterialien zu sorgen. Theoretisch muss er sogar darauf achten, dass alle Arbeitsschutzauflagen bei der Heimarbeit eingehalten werden. Andererseits ist klar, dass die Ausgaben im Home-Office schwer zu ermitteln und zu beziffern sind. Was wird nur beruflich verwendet und was auch privat? Telefonverträge laufen als Flatrate, Schreibtischstühle werden auch nach Feierabend genutzt. Ob der Arbeitgeber sich an den Home-Office-Kosten beteiligt, ist daher Verhandlungssache. Der Deutsche Mittelstandsbund empfiehlt Vereinbarungen mit Pauschalregelungen: Für den Verbrauch von Strom und Wasser sowie anfallende Heizkosten hält er einen Betrag in Höhe von 50 Euro im Monat für angebracht.

Eine aktuelle Studie der Fachhochschule Dortmund zeigt, dass die meisten Arbeitnehmer bisher auf den Kosten für das Home-Office sitzen bleiben. Grundlage der Studie war eine Befragung von 1700 Versicherungsmitarbeitern, die Mitglieder der Neuen Assekuranz Gewerkschaft (NAG) sind. Gefragt wurde beispielhaft nach folgenden Kosten, die Arbeitnehmern im Home-Office entstehen können: anteilige Miete, Mehrkosten bei Wasser, Heizung, Strom, Raumpflege, höhere Abnutzung, Telefon- und Internetanschluss, Beschaffung geeigneter Büromöbel, Materialien und IT-Geräte, sofern sie nicht vom Arbeitgeber gestellt werden. Das Ergebnis: Bei etwa 80 Prozent der Befragten zeigte der Arbeitgeber bisher keine Anstalten, sich an den Ausgaben zu beteiligen. Von einer pauschalen Kostenbeteiligungen berichteten nur knapp neun Prozent der Befragten. Bei ihnen lag die Beteiligung mehrheitlich zwischen 25 und 50 Euro im Monat, bei etwa einem Drittel von ihnen war der Betrag höher. Was die Studie außerdem zeigte: Im Schnitt stieg die Produktivität der Versicherungsmitarbeiter im Home-Office. Arbeitgeber profitierten also doppelt.

© SZ vom 19.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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