Netzwerken, das klingt für viele Menschen immer noch nach verkrampftem Small Talk bei Sekt und Schnittchen und nach Bittstellerei. Es fällt vor allem Frauen schwer, sich gezielt mit anderen Menschen zu umgeben, um gemeinsam im Job voranzukommen. Das zeigen Studien, unter anderem von der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Wiesbaden. Mit der Hilfe von Kontakten Karriere zu machen, hat für viele immer noch den Anschein von Klüngelei.
Dabei sind Netzwerke eine zutiefst menschliche Angelegenheit: Man trifft sich, unterhält sich, motiviert sich gegenseitig und gibt einander Rat. Und wenn mal ein Posten zu vergeben ist, dann denken wahrscheinlich alle am ehesten an die Menschen, die sie bereits kennen und sich gut in der Position vorstellen können. Auch deshalb wird längst nicht jede freie Stelle ausgeschrieben. "Netzwerke machen die Leistungen von Frauen sichtbarer. Sie sind oft sehr gut in ihrem Job, aber niemand bekommt es mit", sagt Tijen Onaran, die ein Buch übers Netzwerken geschrieben und selbst eins gegründet hat: die Global Digital Women. Sie rät Frauen, an andere Menschen heranzutreten, deren Themengebiete sie spannend finden und mit denen sie sich inhaltlich austauschen möchten. "Das fällt vielen leichter als Small Talk", sagt Onaran.
BPW: die Traditionellen
Mission: Vor fast 90 Jahren von einer US-Juristin gegründet, gehört die internationale Organisation Business and Professional Women (BPW) neben den Soroptimistinnen zu den etabliertesten Frauennetzwerken. Die BPW setzen sich unter anderem für mehr Frauen in leitenden Positionen ein. Außerdem initiierten sie in Deutschland den Equal Pay Day. "Frauennetzwerke sind wichtig, um an Informationen zu kommen, gemeinsam Ideen zu spinnen und um in neuen Städten Anschluss zu finden", sagt Birte Siemonsen, Vizepräsidentin der BPW Germany.
Menschen: Die BPW richten sich an alle berufstätige Frauen, an Mütter in Elternzeit und an aktive Seniorinnen. Der deutsche Dachverband ist in rund 35 regionale Clubs unterteilt, die Netzwerktreffen, Seminare und ein Mentoringprogramm organisieren. Das Netzwerk Young BPW bringt darüber hinaus Frauen bis 35 zusammen.
Mitgliedschaft: Interessierte können sich online oder direkt bei einem Club in ihrer Region bei den BPW anmelden. Der Jahresbeitrag unterscheidet sich von Club zu Club, liegt aber meist bei rund 150 Euro. www.bpw-germany.de
PANDA: die Chefinnen
Mission: Weil es ähnlich wenige Frauen in leitenden Positionen wie Pandas gibt, hat sich das Netzwerk für Führungsfrauen nach dem vom Aussterben bedrohten Bären benannt. "Unser Ziel ist es, dass Frauen in gleicher Weise an Entscheidungen beteiligt sind wie Männer", sagt Co-Gründerin Isabelle Hoyer.
Menschen: PANDA richtet sich vor allem an Chefinnen, aber auch an Frauen, die etwa in einem eigenen Projekt erste Führungserfahrung sammeln konnten. Die Frauen tauschen sich auf Events und einer Online-Mitgliederplattform aus und können an sogenannten Contest-Events teilnehmen. Dabei lösen sie in Teams gemeinsam Aufgaben und versuchen, die anderen von ihrer Idee zu überzeugen.
Mitgliedschaft: Um bei PANDA mitzumachen, können sich Frauen für die Contest-Events bewerben, die das Netzwerk gemeinsam mit Firmenpartnern ausrichtet. Oder sie reichen ihre Bewerbung direkt auf der Website ein. Durch den Bewerbungsprozess möchte Hoyer die Motivation der Frauen sicherstellen, sich mit "anderen ambitionierten Führungsfrauen zu vernetzen und auszutauschen". Die Mitgliedschaft kostet nichts. www.we-are-panda.com
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Sie sind auf der Suche nach einem Job, alten Kollegen oder neuen Kunden: Drei Typen von beruflichen Netzwerkern und die wichtigsten Tipps für ihre Networking-Strategie.
Global Digital Women: die analog verliebten Digitalen
Mission: Die Global Digital Women (GDW) starteten vor vier Jahren als Stammtisch von Frauen aus der Berliner Digitalbranche und existieren seit zwei Jahren als international angelegtes Netzwerk.
Menschen: Gründerin Tijen Onaran leitet die GDW gemeinsam mit ihrem Mann Marco Duller-Onaran, "ganz im Sinne von New Work als Tandem", wie sie sagt. Die beiden möchten Gestalterinnen aus der Digitalbranche ansprechen - nicht nur Chefinnen, sondern auch Nachwuchskräfte. "Unser Ziel ist es, dass sie mit dem Netzwerk wachsen", sagt Onaran. Die meisten Global Digital Women sind zwischen 25 und 55. Sie treffen sich ganz analog zu After-WorkTreffen in sieben deutschen Städten, in London, in Österreich, in der Schweiz und in den USA und vernetzen sich über soziale Medien.
Mitgliedschaft: Die GDW sind kein Verein, sondern eine Firma, die sich über Kooperationspartnerschaften mit Unternehmen finanziert und Konzerne zum Thema Vielfalt berät. Die Mitgliedschaft ist kostenlos. www.global-digital-women.com
MomPreneurs: die Macherinnen
Mission: Als Esther Eisenhardt ein Start-up gründen wollte und ihr Konzept vor Investoren pitchte, hörte sie immer wieder: Als Mutter habe sie keine Chance in diesem Geschäft. "Und tatsächlich wollte ich es mit zwei kleinen Kindern anders machen und so arbeiten, wie es zu meinem Leben passt", sagt Eisenhardt. Gleichzeitig dachte sie: Es muss doch auch anders gehen. Sie gründete tatsächlich - und zwar ein Netzwerk für Mütter, die gleichzeitig Entrepreneure sind. "Ich will die Frauen dazu motivieren, weniger zu zögern, sondern einfach mal anzufangen", sagt Eisenhardt.
Menschen: Zu den MomPreneurs gehören Kunsthandwerkerinnen wie Marketingexpertinnen. Alle sind Mütter und haben ihr eigenes Business oder eine konkrete Geschäftsidee. Die MomPreneurs tauschen sich online in einer geschlossenen Facebook-Gruppe über Erfolge und Fehltritte aus und treffen sich zu Netzwerk-Events.
Mitgliedschaft In der Facebook-Gruppe kann jede selbstständige Mutter kostenlos mitdiskutieren. Darüber hinaus haben Gründerinnen die Möglichkeit, sich gegen eine Gebühr in ein Onlineverzeichnis eintragen lassen, um dort auf ihre Angebote aufmerksam zu machen. www.mompreneurs.de
herMoney: die Finanzprofis
Mission: "Frauen sollten wissen, welche finanzielle Konsequenzen ihre persönlichen Lebensentscheidungen haben", sagt Anne Connelly. Die langjährige Managerin in der Investmentfondsbranche wundert sich darüber, dass viele Frauen das Thema Geld vernachlässigen. Damit sie lernen, besser fürs Alter vorzusorgen, hat Connelly herMoney gegründet. Auf der Plattform und in Workshops zeigt sie Frauen, wie sich in jeder Lebensphase Geld sparen und anlegen lässt.
Menschen: herMoney richtet sich an Frauen jeder Altersgruppe, die ihre Finanzen besser überblicken wollen. Damit sich auch die (angehenden) Sparerinnen und Anlegerinnen untereinander kennen lernen und austauschen können, organisiert sie regelmäßig Seminare, After-Work-Treffen und regionale Events mit Firmenpartnern.
Mitgliedschaft: Die Inhalte auf der Website von herMoney sind kostenlos. Das Gleiche gilt für die After-Work-Treffen, zu denen sich Interessentinnen vorher anmelden sollten. Wer an einem zweitägigen Seminar teilnehmen möchte, muss eine Gebühr zahlen. www.hermoney.de