Hält die Selbstbeschreibung aus der Bewerbungsmappe, was sie verspricht? Das versuchen Arbeitgeber in den ersten Wochen herauszufinden und stellen neue Angestellte in der Probezeit unter besondere Beobachtung. Fehler, die bei langjährigen Mitarbeitern schnell wieder vergessen sind, wiegen hier noch schwerer. Auf was man achten muss.
"Der frühe Vogel ..."
Pünktlich zu sein, ist selbstverständlich. Aber nicht nur zu Beginn des Arbeitstages sollten "Mitarbeiter auf Probe" die Uhr genau im Blick haben, sondern auch bei Abgabeterminen oder Konferenzen. Falls doch einmal etwas dazwischenkommt, zählt Ehrlichkeit: Wer am Morgen wegen eines Unfalls in einem langen Stau auf einer sonst immer freien Strecke stand, wird von Vorgesetzten und Kollegen sicher keine Vorwürfe hören. Am besten gleicht man die Verspätung wieder aus, indem man am Abend länger bleibt. Nicht um Punkt fünf Uhr Feierabend zu machen, kann auch in anderen Situationen besonders gut ankommen. Zum Beispiel, wenn das eigene Team gerade an einem sehr aufwendigen Projekt arbeitet - wenn alle anderen deswegen Überstunden machen müssen, sollten sich auch die neuen Mitarbeiter solidarisch zeigen.
"Wie war ich?"
Erst am Ende der Probezeit ein Feedback einzuholen, bringt wenig. Die Entscheidung über Ihren Verbleib in der Firma ist möglicherweise schon gefallen. Spätestens nach der Hälfte sollten Sie beim Chef nachfragen: Was läuft gut, was klappt weniger, wo kann ich mich verbessern? Oft wird dann auch klarer, welche Erwartungen das Unternehmen an den neuen Mitarbeiter hat. "Der kann sich wiederum besser darauf einstellen", sagt Ingeborg Liebhaber von der Agentur für Arbeit.
"Kann alles, weiß alles"
Eigentlich war die Stelle in dem anderen Unternehmen vielversprechender. Eigentlich ist die Firma erheblich kleiner als erhofft, eigentlich ist die neue Stelle nur die Notlösung. Doch auch wenn der neue Job vielleicht nicht die erste Wahl war - anmerken sollte einem das niemand. Wer schon nach wenigen Tagen den Kollegen oder sogar dem Chef gegenüber arrogant auftritt, hat schnell verspielt. Auch mit Verbesserungsvorschlägen halten sich neue Mitarbeiter während der Probezeit deswegen lieber zurück. Womöglich wird das Thema im Unternehmen längst kontrovers diskutiert. Hören Sie die ersten Wochen besser aufmerksam, zu als direkt in ein Wespennest zu stechen.
"Schon gehört?"
Ähnliche Zurückhaltung gilt beim Flurfunk. Auch wenn die Gespräche der Kollegen auf dem Gang vielleicht neugierig machen, ist es ratsam, sich nicht einzumischen. Wer mit wem auf der Betriebsfeier nach Hause gegangen ist, hat neue Mitarbeiter erst recht nicht zu interessieren. Bei internen Querelen oder Lästereien ist es ebenfalls angebracht, sich rauszuhalten. Schließlicht kennen Sie die Kollegen noch nicht besonders gut. Setzen Sie während der Probezeit auf distanzierte Freundlichkeit statt auf Kumpel-Gehabe.
"Hey, du"
Allzu kumpelhaft sollten Sie weder Ihren Chef noch die Kollegen ansprechen. Orientieren Sie sich erst einmal, wie die Gepflogenheiten in der neuen Firma sind. Im Zweifel siezen Sie lieber einen Kollegen, der das anschließend als unnötig abtut, als ihn mit einem direkten "Du" zu brüskieren. Wenn in manchen Teams ausschließlich geduzt wird, ist es in der Regel in Ordnung, sich dem direkt anzupassen. Ein penetranter "Siezer" wird hier schnell zum Außenseiter.
"Augen auf mich"
Trotz Zurückhaltung bei heiklen Themen sollten Sie nicht vergessen, sich Ihrem neuen Arbeitgeber genügend zu präsentieren. Schließlich ist die Probezeit genau dazu gedacht. Mitarbeiter und Chef wollen beide ausloten, ob die Zusammenarbeit funktioniert. Das geht nur, wenn die oder der Neue auch viel von sich zeigt - immer still am Rand zu sitzen, führt nicht weiter. "Es gilt, die eigenen Stärken auszuspielen", sagt Karrierecoach Walter Feichtner. Vor allem sollte Sie darauf achten, den Ankündigungen aus der eigenen Bewerbungsmappe gerecht zu werden. Wenn man sich als besonders teamfähig beschrieben hat, muss man das auch einlösen. Wer's schafft, hat gute Chancen - die Probezeit bleibt dann vielleicht nicht nur eine Probe.