Executive MBA:BWL für Fortgeschrittene

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Der krönende Abschluss: Ein Studium und einen guten Job haben sie schon - trotzdem zieht es Manager für den Executive MBA zurück an die Uni. Der Edel-Master soll den ultimativen Karriereschub bringen.

Maria Holzmüller

Sie haben einen hervorragenden Uni-Abschluss, mehrere Jahre Berufserfahrung und sind in der Führungsetage angekommen. Trotzdem zieht es einige Manager nochmals zurück an die Uni. Sie wollen sich weiterbilden, erhoffen sich von einer höheren Qualifikation noch bessere Chancen auf den beruflichen Aufstieg. Universitäten weltweit haben inzwischen auf diese Nachfrage reagiert.

Mitten im Berufsleben zurück an die Uni? Executive-MBA-Programme machen es möglich. (Foto: ddp)

Weil es für erfahrene Manager wenig Sinn macht, die Studienbank mit einem 24-Jährigen MBA-Studenten zu teilen, der das reale Wirtschaftsleben nur aus der Theorie kennt, bieten Business Schools inzwischen exklusive Executive-MBA-Programme (EMBA) an. In Teilzeit erlangen die erfahrenen Studenten wirtschaftswissenschaftliches Fachwissen - ohne dafür ihren Job aufgeben zu müssen. Sie verfügen über die praktische Erfahrung und setzen das anhand von Fallbeispielen neu erworbene Wissen in ihrem Beruf sogleich in die Praxis um. Geht es bei herkömmlichen Master of Business Administrations um das operative Handwerk, beschäftigen sich EMBA-Studenten mehr mit Strategieentscheidungen.

Diese Möglichkeit der Weiterbildung ergriff auch Markus Zettl aus München - und fügte dem Ganzen noch eine internationale Komponente hinzu. Der 40-Jährige arbeitete bereits sechs Jahre in Hongkong, als er 2008 die Leitung eines Einkaufsbüros für einen großen deutschen Elektroversandhandel in Shanghai übernahm. Im Berufsleben sucht er in ganz Asien neue Lieferanten - als EMBA-Student taucht er vier Tage im Monat in die Welt der Wirtschaftswissenschaften ein.

"Ich habe einen Abschluss der Technikerschule und ein Studium zum Wirtschaftsingenieur hinter mir. Nach zehn Jahren Berufserfahrung wollte ich mich einfach weiterbilden. Aufgrund meines Alters kam aber ein MBA nicht mehr in Frage", sagt Zettl. Also erkundigte sich der Manager nach Alternativen - und stieß auf ein gemeinsames Programm der Washington University in St. Louis und der Fudan University in Shanghai. Seit 2002 bieten die beiden Universitäten erfahrenen Managern ein speziell auf sie zugeschnittenes EMBA-Programm an.

Für Zettl war es die perfekte Kombination: Ein amerikanischer Abschluss, hohe Qualität der Lehre und praktischer Bezug zu den asiatischen Märkten. Den Großteil des 18-monatigen Studiums verbringt er in Shanghai, das letzte Studienmodul findet dann in St. Louis in den USA statt. Das Programm richtet sich gezielt an Manager mit mindestens zehn Jahren Berufserfahrung, fünf davon in der Führungsetage. Der Altersdurchschnitt der Studenten beträgt 38 Jahre. Nach Angaben der Universitäten gibt es für das EMBA-Programm jedes Jahr 350 bis 400 Bewerbungen - genommen werden am Ende 60 Studenten pro Jahrgang, mehr als ein Viertel davon sind Frauen.

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Wie bei fast allen EMBA-Programmen müssen die Studenten die Doppelbelastung Beruf/Studium bewältigen, bevor sie irgendwann den prestigereichen Abschluss in der Hand halten. "Ich habe es mir ehrlich gesagt nicht so anspruchsvoll vorgestellt", sagt Zettl. Zusammen mit seinen Kommilitonen arbeitet er in Blockseminaren jeden Monat vier Tage durch - und braucht allein für die Vorbereitung zwanzig Stunden pro Woche. Zusätzlich zu seinem täglichen Job.

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Doch in der intensiven Zusammenarbeit liegt auch der Reiz: "Das Netzwerk, das man sich in dieser Zeit aufbaut, ist ungemein wichtig. Meine Kommilitonen kommen aus China, Malaysia, von den Philippinen - aber auch aus den USA, Frankreich, Spanien oder der Schweiz. Unter ihnen ist auch der Director of Operations des internationalen Shanghai-Flughafens. Von solchen Menschen kann man viel über Führungsqualitäten lernen", sagt Zettl.

Wie es nach dem EMBA weitergeht, weiß er noch nicht. "Der Abschluss soll helfen, mich auf dem Arbeitsmarkt zu differenzieren", sagt er. Das lässt sich der Einkaufsleiter auch einiges kosten. Etwa 55.000 Euro zahlen die Studenten des Programms für den EMBA. Zettl trägt die Kosten selbst - für den Unterricht nimmt er sich Urlaub.

Etwa 50 Prozent seiner Kommilitonen lassen sich den Master von ihrem Arbeitgeber finanzieren. Der ist interessiert an der Fortbildung seiner Mitarbeiter - und diese binden sich im Gegenzug für eine bestimmte Zeit an ihren Betrieb. So haben beide Seiten etwas davon.

Auch wenn Markus Zettl sein EMBA-Studium aus der eigenen Tasche bezahlt - bereut hat er es nie. "Es ist einfach toll, von den Professoren aus den USA und China lernen wir wahnsinnig viel", sagt er. Dass sich die Arbeit auch lohnt, zeigen ihm die Karrierewege der Alumni des Programms: "Viele von ihnen sind inzwischen in den Vorstand ihres Unternehmens aufgestiegen", sagt er.

In Deutschland sind die Executive-MBA-Programme trotzdem noch immer eher unbekannt. Angesichts des steigenden Drucks, sich möglichst lange weiterzubilden ohne dafür aus dem Berufsalltag auszusteigen, wird sich aber wohl auch das ändern.

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