Den gleichen Effekt können Smileys auch heute noch haben. Knigge-Autorin Dressel empfiehlt, die Verwendung von Symbolen immer vom Empfänger abhängig zu machen. Wenn man einem Kollegen schreibe, dem es gerade privat nicht gut geht, könne ein Smiley am Ende der Nachricht durchaus aufmuntern: "Aber um Gottes willen nicht an den Chef schicken oder an jemand anderen, von dem ich mir Respekt und Wertschätzung erwarte", sagt Dressel.
Vor allem sollten Mails nicht mit zu vielen zwinkernden oder traurigen Gesichtern überladen werden: Je mehr Smileys man selbst verwendet, desto größer die Gefahr, dass der Adressat die Symbole gar nicht kennt und viel zu lange braucht, um die Bedeutung dahinter zu verstehen. Dann hat das Smiley seinen eigentlichen Sinn verfehlt: schnell und einfach Emotionen zu vermitteln.
Dass manche Emoticons, wie die Symbole auch genannt werden, nicht verstanden werden, ist nicht unwahrscheinlich. Die Bandbreite ist mittlerweile schier grenzenlos. Es gibt unzählige Varianten der klassischen Smileys, bis hin zu regelrechten Bildchen, die nur aus Zeichen bestehen und dem Smiley-Gesicht zum Beispiel einen Partyhut aufsetzen oder ihn mit einer Brille verzieren: 8-)
Ironie statt Zwinker-Smiley
Die große Anzahl an Symbolen führt Georg Albert vom Institut für Germanistik an der Universität Koblenz-Landau vor allem auf die anfängliche Euphorie der Smiley-Nutzer zurück: "Als es etwas Neues war, hat man sich gerne ausprobiert und mit den Zeichen gespielt."
Digitales Augenzwinkern
(Foto: SZ Grafik)Eigentlich sind die Emoticons nach Auffassung von Albert gar nicht nötig. All die Gefühle, die diese Gesichter transportieren, könnten genauso gut mit anderen rhetorischen Stilmitteln ausgedrückt werden: Eine ironische Bemerkung ersetze dann zum Beispiel das häufig verwendete Zwinker-Smiley.
Im Zweifelsfall kommt die reine Text-Mail sowieso besser an als die von Symbolen durchsetzte. Manchmal werde von der Sprachkompetenz nämlich auf andere Kompetenzen geschlossen, sagt Albert. Wie bei starkem Dialekt oder vielen Rechtschreibfehlern könne es sein, dass einem Mitarbeiter, der inflationär Smileys verschickt, weniger zugetraut wird. Wer sich unsicher ist, sollte daher lieber auf die klassische E-Mail setzen.
Das rät auch Knigge-Expertin Dressel: "Kompromissbereit, in dem was man empfängt, aber konservativ bei dem, was man selbst verschickt", lautet ihre Faustregel. Das Smiley mit dem Partyhut kann man sich ja für den Feierabend aufheben. Es geht übrigens so *<:-)