Cyber-Mobbing unter Schülern:Zwitschernde Lehrer

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Lehrer sollen selbst erfahren, wie es ist, im Netz attackiert zu werden: Im Kampf gegen Cyber-Mobbing raten Experten ihnen deshalb zu Nachhilfe - im Twittern und Chatten.

Experten empfehlen Lehrern Nachhilfe im Twittern, Chatten und im Umgang in sozialen Netzwerken, um Schüler besser vor Mobbing-Attacken im Internet schützen zu können. Auf diese Weise sollten Lehrer erfahren, womit sich ihre Schüler im Netz beschäftigen und wo die Risiken für sie liegen, rieten Medienexperten auf einer Fachtagung in Hannover. Inzwischen sei jeder fünfte Jugendliche Opfer des sogenannten Cyber-Mobbings, sagte die Leiterin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen, Andrea Urban.

Lehrer sollten lernen zu twittern - nur wenn sie sich selbst im Internet auskennen, wissen sie um die Gefahren für ihre Schüler. (Foto: Foto: ddp)

Die Folgen der Beleidigungen, Bedrohungen und Belästigungen im Netz könnten für die Betroffenen gravierend sein und von Depressionen bis hin zum Drang führen, selber anderen zu schaden.

Nötige Betroffenheit

Lehrer müssten selbst im Internet erfahren, wie es ist, gemobbt zu werden, forderte der Medienpädagoge Professor Franz Josef Röll von der Hochschule Darmstadt. "Es muss eine Betroffenheit hergestellt werden." Röll empfahl, das Fach Kommunikationskultur an der Schule anzubieten oder das Thema im Unterricht zu behandeln, damit Schüler lernten, dass persönliche Daten wie Adressen oder Geburtsdaten im Internet nichts zu suchen hätten.

Oft trauen sich Betroffene nicht, sich an ihre Lehrer zu wenden. Deshalb könnten Jugendliche als Experten ihre Mitschüler über das Cyber-Mobbing aufklären. Zu Gleichaltrigen bauten Jugendliche schneller Vertrauen auf, so Röll.

Welche Daten dürfen ins Netz?

Lehrer müssten sich von sich aus mehr mit den Neuen Medien auseinandersetzen, verlangte der Bremer Sozialpädagoge Markus Gerstmann. Sie müssten begreifen können, was die Kinder in den Netzwerken machten. Aber auch Jugendliche müssten sensibilisiert werden, was sie an persönlichen Informationen in Chatforen preisgäben. "Sie müssen lernen, was sie ins Netz stellen dürfen."

Nach schlechten Erfahrungen im Internet wendeten sich Jugendliche oft nicht an Eltern oder Lehrer sondern blieben mit ihren Problemen auf sich allein gestellt. Um das zu verhindern, empfahl die pädagogische Leiterin des Projekts Klicksafe.de, Birgit Kimmel, einen Anti-Mobbing-Vertrag für Schüler - denn meist sind mobben sich die jungen Menschen gegenseitig. "Es kann aber auch ein Mobbing-Beauftragter als Ansprechpartner angeboten werden - gerne auch ein Schüler."

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