Bewerbungsmappen versteigert:Lebensläufe im Ausverkauf

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Jobsucher können sich offenbar nicht darauf verlassen, dass ihre Mappen zurückgesandt oder vernichtet werden: Eine Kiste voller Lebensläufe und Fotos stand bei Ebay zum Verkauf.

In ihren Bewerbungsunterlagen präsentieren sich Jobsuchende von ihrer besten Seite - und offenbaren den Personalabteilungen Daten, die eigentlich nicht für die Allgemeinheit bestimmt sind: Neben der vollständigen Anschrift zählen dazu auch Leistungsbeurteilungen oder sogar Angaben über das Gehalt oder ihren Gesundheitszustand.

Bewerbungsmappen bei Ebay verkauft: sensible Daten für zehn Euro im Angebot. (Foto: Foto: iStock)

Hunderte an eine Frankfurter Firma geschickte Bewerbungsunterlagen mit solch sensiblen Informationen sind nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau im Internet gehandelt worden. Die Kiste voller persönlicher Daten, Bewerbungsfotos, Lebensläufen und Zeugnissen sei am 16. Juli beim Internet-Auktionshaus Ebay versteigert worden, schreibt die Zeitung. Ein Schreibwarenhändler hatte sie erstanden und dann der Redaktion übergeben.

Ebay statt Reißwolf

Angeblich standen 500 leere gebrauchte Bewerbungsmappen zum Verkauf - für nur zehn Euro. Dafür bekam der Käufer die Informationen über Jobsuchende frei Haus mitgeliefert. Neben ihren vollständigen Adressen und Zertifikaten befanden sich sogar Gesundheitszeugnisse unter den Unterlagen.

Versteigert hat die Mappen der Frankfurter Rundschau zufolge ein junger Frankfurter, der sich als "Fachoberschüler" bezeichnet. Das Blatt spekuliert, der Mann habe nach der Liquidation einer Frankfurter Firma die Aufgabe gehabt, in den Räumen des Unternehmens aufzuräumen und Unterlagen zu vernichten. Doch statt die Mappen in den Reißwolf zu stecken, habe er sie bei Ebay verkauft.

Nutzung für illegale Geschäfte

"Was hier passiert ist, ist definitiv illegal", sagte Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein, dem Blatt. Bewerbungsschreiben seien hochsensible Unterlagen, die nicht an Dritte weitergegeben werden dürften. Die Unterschriften, Fotos und Adressen könnten für illegale Geschäfte genutzt werden. Bewerbungsunterlagen müssten immer entweder zurückgeschickt oder vernichtet werden. Die Verantwortung für die Datensicherheit trage der Geschäftsführer. Doch bei Firmenauflösungen kümmere sich häufig niemand um die Mitarbeiterdaten.

Die Zeitung wird dem Bericht zufolge die Kiste mit den Unterlagen der Datenschutzabteilung des Regierungspräsidiums Darmstadt übergeben.

© sueddeutsche.de/dpa/bön - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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