Doch nicht immer geht es nur darum, wie ein Titelträger sich mit seiner Stellenbezeichnung fühlt oder welchen Eindruck diese auf Geschäftskunden macht. Mit der dritten Art der Stellentitel, den kreativen, wollen Unternehmen auch etwas über sich selbst ausdrücken, indem sie einen Datenhelden, eine Kundenservice-Fee oder ein Verkaufsgenie suchen. "Wenn zum Beispiel eine kreative Marketingagentur Mitarbeiter sucht, die nicht so klassisch konservativ sind, dann kann man das über den Stellentitel ausdrücken", sagt Sandra Stirle vom Personaldienstleister Manpower.
Einhorn ist so ein Beispiel. Neben dem Head of Menstruation gibt es Designhorns - in anderen Unternehmen würde man sie Artdirector oder Grafiker nennen. Als das Start-up Verstärkung suchte, schrieb es genau das in die Stellenausschreibung. "Der Titel sollte Aufmerksamkeit erregen und zeigen, dass wir alles ein bisschen anders machen", sagt Teresa Limmer, selbst Designhorn. Bei Juliane Lang hat das geklappt. "Ich habe daraus geschlossen, dass sie Humor haben", sagt sie. Inzwischen ist sie ebenfalls ein Designhorn.
Ein älterer Mitarbeiter, der einen soliden Job mit regelmäßigen Arbeitszeiten sucht, hätte sich wahrscheinlich nicht angesprochen gefühlt. Der wäre aber vermutlich auch nicht glücklich geworden bei Einhorn, wo es keine Chefs gibt und man auch mal zu Hause bleiben darf, wenn man keine Lust auf Arbeit hat. "Grundsätzlich ist die Frage wichtig: Was glaube ich denn, wie die gesuchte Person angesprochen werden möchte?", sagt Stirle. Das gehe vom Jobtitel bis zum Duzen oder Siezen. Manche Stellenbezeichnungen sind auch absichtlich unverständlich für viele, nach dem Motto: Wer sie nicht versteht, wird sowieso nicht gesucht. Vor allem in der IT-Branche ist das üblich. Ein Android Developer etwa entwickelt das gleichnamige Betriebssystem und ein Scrum Master leitet Projekte nach der Managementmethode Scrum.
Nur: Wie finden potenzielle Designhörner und Sprachtalente Stellenangebote auf Jobportalen? "Die Kunst ist erst mal, gefunden zu werden", sagt Stirle. Und dabei gilt: Klarheit vor Kreativität. Denn die meisten Leute suchten nach Qualifikationen und Ausbildungsberufen. "Sie geben Begriffe wie Elektriker, Schlosser, Sachbearbeiter, Buchhalter oder auch Marketing und Einkauf ein", sagt Stirle. Ein Designhorn hat es da schwer. Anders sieht es bei Anzeigen aus, die auf Social Media gezielt ausgespielt werden. "Da kann es auch sinnvoll sein, durch etwas Smartes, Ungewöhnliches Aufmerksamkeit zu erregen." Attraktiv muss die Anzeige schließlich auch sein. "Denn was hilft es mir, wenn ich 2000 Klicks auf eine Anzeige bekomme, aber nur zwei Bewerbungen daraus resultieren?", fragt Stirle.
Ein Chief Happiness Officer ist übrigens für die gute Laune von Mitarbeitern oder Kunden zuständig und ein Mystery Fair Visitor ist ein Testbesucher auf Messen. Doch die Titel sind für Suchmaschinen ungefähr genauso ungeeignet wie der von Stirle: Sie ist Manager CORE (was für Centre of Recruiting Excellence steht) Digital Recruitung Systems & Processes. "Ein schönes Beispiel für einen Stellentitel, den man definitiv nicht nutzen sollte für eine Stellenanzeige." Denn der wird weder gefunden, noch ist er attraktiv.