Esslingen am Neckar:Daimler-Azubis schweißen und lackieren am Rechner

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Esslingen (dpa/lsw) - Weil die Fachkräfte von morgen in vernetzten Fabriken arbeiten werden, investiert der Autobauer Daimler verstärkt in die Digitalisierung der Ausbildung. 12 Millionen Euro seien dafür in den vergangenen zwei Jahren eingesetzt worden, sagte Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth am Donnerstag bei der Präsentation eines neuen Industrie-4.0-Labors im Ausbildungszentrum Esslingen Brühl. Dort arbeiten Azubis und Studenten mit Robotern, bedienen Produktionsanlagen per Tablet und programmieren vernetzte Produktionslinien. Natürlich ist auch die Lernplattform digital.

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Esslingen (dpa/lsw) - Weil die Fachkräfte von morgen in vernetzten Fabriken arbeiten werden, investiert der Autobauer Daimler verstärkt in die Digitalisierung der Ausbildung. 12 Millionen Euro seien dafür in den vergangenen zwei Jahren eingesetzt worden, sagte Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth am Donnerstag bei der Präsentation eines neuen Industrie-4.0-Labors im Ausbildungszentrum Esslingen Brühl. Dort arbeiten Azubis und Studenten mit Robotern, bedienen Produktionsanlagen per Tablet und programmieren vernetzte Produktionslinien. Natürlich ist auch die Lernplattform digital.

Der 16 Jahre alte Tommy Becker setzt sich die Schweißermaske auf. Vor ihm steht kein Auto, sondern ein Schweiß-Simulator; Tommys Maske ist, genau wie der Schweißbrenner, per Kabel mit einem Rechner verbunden. Sobald der angehende Industriemechaniker schweißt, erscheint sowohl im Sichtfenster seiner Maske als auch auf dem Bildschirm des Rechners ein stählerner T-Träger, auf den er eine saubere Schweißnaht setzen soll. Stinkt nicht, ist nicht heiß und macht kein Material kaputt, auch wenn auf dem Bildschirm die Funken sprühen und das Bitzeln und Brummen des Schweißbrenners zu hören ist.

„Es ist eine gute Art, Schweißen zu lernen, vor allem für Leute, die das noch nie gemacht haben“, sagt Tommy. Ein bisschen wie ein Flugsimulator - der kann das echte Fliegen nicht ersetzen, aber man lernt eine Menge. Die virtuelle Schweiß-Station ist nur ein Beispiel für die Digitalisierung der Ausbildung. Der Nachwuchs lackiert digital, simuliert die Abläufe einer Smart Factory, arbeitet mit 3D-Druckern, schaut mit Smart Glasses virtuell in das Innere der Autos und programmiert Roboter.

Die Digitalisierung betreffe den gesamten Konzern und jeden Arbeitsplatz, gleichgültig ob in der Entwicklung, der Produktion oder der Administration, sagt Personalvorstand Porth. Der Mensch werde jedoch durch die Digitalisierung nicht überflüssig: „Er ist nicht zu 100 Prozent ersetzbar, weil seine Flexibilität bei der Verknüpfung der verschiedenen Technologien unersetzlich ist.“

Auch Daimler-Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht gab Entwarnung. „Wir werden als Betriebsrat immer wieder gefragt: 'Warum macht ihr euch dafür stark, wenn doch am Ende Arbeitsplätze verloren gehen?' Doch diese Diskussion haben wir auch vor 40 Jahren geführt, als es um die Automatisierung ging.“ Damals hieß es, bis zu 3 Millionen Arbeitsplätze könnten verloren gehen - stattdessen habe es neue Produkte, neue Produktionsschübe und neue Arbeitsplätze gegeben. „Wir können in Deutschland nicht billig, sondern hochqualifiziert - deshalb ist es wichtig, dass wir an der Spitze stehen und auch als Unternehmen Gas geben.“

Personalvorstand Porth warnte, der Staat tue seinerseits längst noch nicht genug für die Digitalisierung in der Ausbildung. „Staat und Unternehmen müssen einen gemeinsamen Weg finden, sonst hinken wir hinter her. Man muss nur mal nach Südkorea schauen.“ Dort seien Schulen hervorragend ausgestattet - hier werde an manchen Schulen gut ausgebildet, aber an vielen kaum oder gar nicht.

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