Archiv  und Schulmuseum:Omas Schulzeugnis

Lesezeit: 2 min

Im Archiv der Klosterschule lagern historische Dokumente. Ein kleines Museum würdigt NS-Widerstandskämpfer.

Von Stephanie Schmidt

Manchmal kommen Schüler zu Elke Wichmann und fragen: "Meine Uroma ist hier zur Schule gegangen. Darf ich mir ihre Zeugnisse ansehen?" Da wird sie höchstwahrscheinlich fündig, sagt die Leiterin des Archivs der Klosterschule Roßleben sowie der Archivgilde: "Wir haben sämtliche Immatrikulationsbücher bis ins Jahr 1554 zurück, da kann man genau nachvollziehen, wer wann bei uns gelernt hat", sagt Wichmann. Ob sie Personalunterlagen oder Zeugnisse herausgeben darf, muss sie von Fall zu Fall entscheiden.

Das Archiv birgt zahlreiche Schätze, die gepflegt und auch noch erforscht werden müssen. Dabei helfen die Schüler, die sich in der Archivgilde engagieren. Sie beantworten Anfragen in Sachen Ahnenforschung oder konservieren alte Abiturarbeiten für kommende Generationen - die älteste stammt von 1817. "In dem Jahr haben Schüler in Roßleben erstmals die preußische Abiturprüfung abgelegt", berichtet Wichmann, die auch Lehrerin für Musik und Religion ist.

Eine besondere Rolle im Museum spielt die Dauerausstellung zum Thema Widerstand im Dritten Reich.

"Für ältere Dokumente müssen Kinder und Jugendliche auch die altdeutsche Handschrift entziffern und verstehen können - ich helfe ihnen dabei, sie zu lernen. Das macht uns allen Spaß", sagt Wichmann. Zu den Schätzen des Archivs gehören Jahreschroniken, die mit dem Jahr 1800 beginnen, und eine Daktyliothek aus dem frühen 19. Jahrhundert. Mithilfe einer solchen Sammlung von Gemmen und Medaillons lernten Schüler, als es noch keine Schulbücher gab.

Wichmann betreut auch das kleine Museum, das in das Archiv integriert ist. Seine Dauer- und Wechselausstellungen sind für externe Besucher geöffnet. Dort ausgestellt ist zum Beispiel ein Schutzbrief von Kaiser Friedrich Barbarossa, datiert von 1174, in dem alle zum Kloster gehörenden Besitzungen und Gebiete verzeichnet sind. Eine besondere Rolle im Museum spielt die Dauerausstellung zum Thema Widerstand im Dritten Reich.

So engagierten sich mehrere Absolventen gegen den Nationalsozialismus - und wurden nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 hingerichtet. "Das Thema Widerstand ist für die Tradition der Schule sehr wichtig", sagt Wichmann. Ausstellungen dieser Art entstehen in Kooperation mit der Stiftung 20. Juli 1944 in Berlin, langjähriger Partner der Schule.

Im Museum kann man sich auch über den einstigen Schüler Wichard von Alvensleben informieren. Er befreite 1945 in Südtirol prominente Häftlinge, unter denen sich auch der ehemalige österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg und Mitglieder der Familie von Stauffenberg befanden, aus den Fängen der SS. Derzeit arbeiten Wichmann und ihre Schützlinge an einer neuen Ausstellung, die vom Herbst an in Roßleben gezeigt werden soll. Sie befasst sich mit Jugendlichen, die nach dem Zweiten Weltkrieg Opfer der sowjetischen Besatzungsmacht wurden. Als "Werwölfe" denunziert, verschleppte man sie in Internierungslager

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: