Inge Schneider, 71, war als Au-pair sechs Monate in Australien
Als junges Mädchen war es mein großer Traum, einige Zeit ins Ausland zu gehen. Doch dann wurde erst meine Mutter krank, dann habe ich früh geheiratet und meine drei Kinder bekommen. Als ich in einer Zeitschrift über die Agentur für Granny Au-pairs ("Großmutter Au-pairs") gestolpert bin, war da plötzlich die Gelegenheit, den Traum doch noch wahr zu machen. Ich bin verwitwet, meine Kinder sind erwachsen, keiner braucht mich hier in Deutschland.
Ich habe dann Kontakt zu der Agentur aufgenommen und ein Profil ausgefüllt, in dem es darum ging, was ich für Fähigkeiten mitbringe und welche Sprachen ich spreche.
Inge Schneider nutzte ihre Zeit als Au-pair in Tasmanien für viele Ausflüge.
(Foto: privat)Kurz bevor es losging, war ich ganz fürchterlich nervös und habe überlegt, das Ganze abzusagen. "Mama, wenn du das jetzt nicht machst, wirst du es bereuen", das hat meine Tochter zu mir gesagt. Ich habe mich für die Flucht nach vorn entschieden und sobald mich dann die Gastfamilie auf der australischen Insel Tasmanien am Flughafen abgeholt hat, war das Eis gebrochen.
Ich habe in einer deutsch-australischen Familie auf einen zweijährigen Jungen aufgepasst. Der hat Englisch gesprochen, sollte aber auch Deutsch lernen. Am Anfang hat es mit dem Sprechen noch ganz schön gehapert, aber der Kleine war sehr wissbegierig. Am Ende hat er dann alle Kinderlieder gekonnt: "Hänschen klein", "Alle meine Entchen" und "Fuchs du hast die Gans gestohlen". Bei mir hat es sprachlich von Anfang an gut geklappt. ich habe mein Schulenglisch über die Jahre immer wieder mit Kursen aufgefrischt.
An drei Tagen in der Woche habe ich das Kind betreut. In der übrigen Zeit hatte ich frei. Ich habe viele Ausflüge gemacht, auch mit der Familie zusammen. Ich habe aber auch im Haus und im Garten geholfen, Unkrautjäten, Rosen schneiden, Plätzchenbacken. Das hat mir Spaß gemacht, den ganzen Tag Däumchen drehen ist nichts für mich.
Das Zusammenleben hat gut geklappt, aber da muss man sich auch drauf einlassen. Ich hatte ein eigenes Zimmer im Haus, das Badezimmer habe ich mir aber mit der Familie geteilt. Ich bin dann immer früh aufgestanden, damit wir uns nicht ins Gehege kommen.
Inge Schneider ist mit der Agentur "Granny Aupair" ins Ausland gegangen. Diese Agentur hat sich auf die Vermittlung von Au-pairs, die älter als 50 Jahre sind, spezialisiert. Auch andere Aupair-Agenturen bieten zum Teil die Möglichkeit, als älterer Mensch teilzunehmen.