Seit November haben sich im US-Bundesstaat Wisconsin 54 Menschen mit einem Bakterium namens Elizabethkingia infiziert. 15 von ihnen sind gestorben. Alle Opfer waren älter als 65 Jahre und hatten bereits mit schweren Krankheiten zu kämpfen. Daher ist nicht klar, ob der Erreger die alleinige Todesursache war.
Tatsache ist aber, dass es noch nie eine derart heftige Infektionswelle mit Elizabethkingia gegeben hat. Das Bakterium ist weit verbreitet. Es lebt im Boden und machte Menschen bisher nur selten krank. In den USA gibt es normalerweise nur fünf Fälle pro Jahr. Warum sich das plötzlich geändert hat, ist den Wissenschaftlern ein Rätsel.
Alle bisher untersuchten Bakterien ähneln sich genetisch so sehr, dass die Behörden eine einzelne Infektionsquelle vermuten. Das macht den Fall noch mysteriöser, denn die Betroffenen leben in zwölf verschiedenen Bezirken des Bundesstaates; einige in Pflegeeinrichtungen, andere in ihren eigenen Wohnungen oder Häusern und auch in Kliniken soll es bereits zu Übertragungen gekommen sein.
Trinkwasser und medizinische Geräte wurden analysiert, Elizabethkingia-Bakterien hat man nicht gefunden. Als Nächstes würden Arznei- und Nahrungsmittel sowie Umweltquellen, aber auch die Wohnungen der Infizierten untersucht, erklärte Michael Bell von der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC der Tageszeitung Washington Post. Die CDC hat acht ihrer Mitarbeiter nach Wisconsin geschickt, um den lokalen Behörden bei der Aufklärung zu helfen.
Elizabethkingia ist vermutlich kein neuer Keim, sondern wird jetzt nur häufiger entdeckt
Bei Menschen ohne schwere Vorerkrankung erzeugt eine Elizabethkingia-Infektion meist nur milde Symptome aber auch Fieber, Schüttelfrost und Kurzatmigkeit. Die Erreger lassen sich mit Antibiotika bekämpfen; allerdings nur mit ganz bestimmten, weil sie gegen eine Vielzahl dieser Wirkstoffe resistent sind. Seitdem aber klar ist, welche Arzneistoffe gegen die Mikroben wirken, ist die Zahl der Toten in Wisconsin nicht weiter gestiegen.
Erst im Januar hatten CDC-Experten einen Bericht veröffentlicht, in dem sie einen fast zwei Jahre dauernden Elizabethkingia-Ausbruch in London rekonstruierten. Über 22 Monate hinweg hatten sich dort 30 von mehr als 900 Patienten einer Intensivstation mit dem Erreger infiziert. Die Seuchenfahnder machten schließlich Wasserhähne als Brutstätte der Bakterien aus.
Sie vermuten, dass Elizabethkingia kein wirklich neuer Keim auf Intensivstationen ist, aber in jüngerer Zeit durch verbesserte Diagnosemethoden häufiger entdeckt wird. Neue Schutzmaßnahmen für Kliniken seien nötig, um zukünftige Ausbrüche zu verhindern.