Zlatan Ibrahimović ist recht aufgeweckt. Der schwedische Nationalspieler in Diensten von Paris Saint-Germain gilt als einer der besten Fußballer der Welt - und das, obwohl er nicht nur bei Auswärtsspielen regelmäßig in Hotels übernachten muss, sondern auch fast zwei Jahre im Pariser Hotel "Le Bristol" gewohnt hat. Schlafforschern zufolge ist das der Leistung nicht zuträglich. Psychologen aus den USA zeigen im Fachblatt Current Biology vom heutigen Freitag, warum viele Menschen am nächsten Tag so erschöpft sind, wenn sie woanders nächtigen (Bd. 26, S. 1, 2016).
"Man schläft nicht gut an einem ungewohnten Ort, das kennen wir doch alle", sagt Yuka Sasaki von der Brown University, die an der Studie mitgewirkt hat. "In Japan gilt das Sprichwort: Wenn du dein Kissen wechselst, kannst du nicht schlafen." Die Forscher hatten in ihrer Untersuchung verschiedene bildgebende Verfahren kombiniert, darunter EEG und funktionelles Kernspin. Sie beobachteten dabei, dass bei Freiwilligen die linke Hirnhälfte in der ersten Nacht regelmäßig aktiver blieb als die rechte. Wurde die linke Hemisphäre mittels Piepton stimuliert, erwachten die Probanden leichter als bei einer Stimulation der rechten Hirnhälfte.
Eine Hirnhälfte bleibt aktiv
Eine Seite des Gehirns bleibt offenbar wacher und empfindlicher als die andere. "Wir scheinen im Kleinen das Gleiche im Kopf zu haben wie Wale und Delfine", sagt Sasaki. Den Meeressäugern - wie auch einigen Vögeln - wird nachgesagt, dass sie nur mit einer Hirnhälfte schlafen; die andere bleibt währenddessen wach. Etliche Menschen praktizieren in fremden Betten zumindest in der ersten Nacht eine ähnliche Aufgabenteilung: Während eine Hirnhälfte ruht, mustert die andere die ungewohnte Umgebung. Kein Wunder, dass man sich am nächsten Tag groggy fühlt.
"Es ist eine ganz normale Reaktion, in fremder Umgebung nicht gut zu schlafen", sagt Peter Geisler, Schlafmediziner an der Uni Regensburg. "Aufmerksamkeit und Anspannung sind gesteigert - wie bei jungen Müttern, die eine erhöhte Grundspannung haben und leichter aufwachen, wenn das Kind sich rührt." Es gehöre zum normalen Schlaf, bis zu zehnmal in der Stunde kurz aufzuwachen. "Wenn man feststellt, dass alles in Ordnung ist, dreht man sich um, schläft weiter und kann sich an nichts erinnern", sagt Geisler. "In fremder Umgebung dauert es jedoch länger, alles zu kontrollieren und dann ist man am nächsten Tag vielleicht gerädert." In der aktuellen Studie blieb konstant die linke Hirnhälfte länger wach, allerdings wurde auch nur die erste Schlafphase gemessen. "Kann sein, dass die Aufpasser-Hemisphäre später in der Nacht wechselt", sagt Sasaki.
Die Unruhe in fremden Betten scheint auf evolutionäre Muster zurückzugehen. "Aus Angst vor Unbekanntem schlecht zu schlafen, hat das Überleben der Art gesichert", sagt Schlafmediziner Geisler. "Es gibt allerdings Leute, die haben mit dem Schlaf woanders überhaupt keine Probleme." Was als bedrohlich empfunden wird, ist schließlich vor allem eine Frage der Gewöhnung. Auch Nächte im Hotel können zur Routine werden.