Organspende-Skandal in Leipzig:Patientenschützer fordert Schließung von Transplantationszentren

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Was tun gegen den Kampf um Spenderorgane? Nach Ansicht von Patientenschützern sollte die Zahl der Transplantationszentren in Deutschland halbiert werden. So ließen sich "falsche ökonomische Anreize" vermeiden. Auch Ärztepräsident Montgomery ist für eine Reduzierung der Zentren.

Organspende brauche "Offenheit und Vertrauen statt Profit und Eitelkeit": Deshalb hat der Chef der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, die Schließung von Transplantationszentren gefordert. So könne man einen Kampf um Spenderorgane unterbinden. Noch in diesem Jahr sollte die Hälfte der Zentren schließen, sagte Brysch der Bild-Zeitung.

Auch Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery sprach sich gegenüber der Zeitung für eine Reduzierung der Zahl der Transplantationszentren aus. Auf Dauer solle es statt vieler kleiner Zentren lieber wenige große geben. Dies mache eine ständige Überprüfung einfacher und sorge dafür, dass "falsche ökonomische Anreize" keine Rolle spielten. Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation zufolge gibt es derzeit 47 Transplantationszentren in Deutschland.

Gegenüber der Passauer Neuen Presse griff Montgomery die handelnden Ärzte scharf an: "Wer als Transplantationsmediziner immer noch nicht begreift, dass er sein eigenes Fach durch Schummeln und Manipulieren kaputt macht, der hat in diesem Fach nichts mehr zu suchen."

Am Leipziger Transplantationszentrum waren Unregelmäßigkeiten bei der Organspende aufgedeckt worden. Laut Leipziger Uniklinik (UKL) sollen Patienten fälschlich als Dialysepatienten ausgegeben und damit kränker gemacht worden sein, um deren Chancen auf eine Spenderleber zu erhöhen. Nach Angaben der Universitätsklinik waren 37 Patienten in den Jahren 2010 und 2011 und ein Patient im Jahr 2012 betroffen.

Der verantwortliche Direktor der Klinik sowie zwei Oberärzte wurden beurlaubt. Das Klinikum verspricht eine lückenlose Aufklärung der Manipulationen. Anfang nächster Woche sollen Sonderprüfer der Bundesärztekammer am Klinikum die Machenschaften rund um Lebertransplantationen weiter erhellen.

Die drei suspendierten Mediziner hätten ihre Kooperationsbereitschaft erklärt, sagte der medizinische Vorstand des UKL, Professor Wolfgang Fleig. Das Transplantationsprogramm am UKL gehe unterdessen weiter. "Es wird keine Abstriche an Qualität und Quantität geben", sagte Fleig.

Erst im vergangenen Sommer war ein Organspende-Skandal an der Uniklinik in Göttingen aufgedeckt worden. Dort sowie auch in Regensburg sollen durch die Manipulation von Krankenakten bestimmte Patienten bei der Organvergabe bevorzugt worden sein.

© Süddeutsche.de/afp/dpa/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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