Mundschutz:Wovor Masken schützen

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Schals, Tücher oder einfache Mund-Nasen-Masken: Wovor sie wirklich schützen können - und wovor ganz und gar nicht.

Von Werner Bartens

Masken sind derzeit extrem begehrt. Doch obwohl Gesundheitsminister Jens Spahn schon Ende Januar beteuert hat, dass Deutschland gegen die Pandemie gewappnet sei ("Wir sind wachsam und gut vorbereitet"), ist der Gesichtsschutz drei Monate später immer noch Mangelware. Ein einfacher Mundschutz, gar eine FFP-2-Maske, sind derzeit ähnlich schwer zu ergattern, wie es Kohle und echter Kaffee in der Nachkriegszeit waren. Da die Bundesländer jetzt in unterschiedlichem Tempo Masken in der Öffentlichkeit empfehlen oder eine Maskenpflicht einführen, ist die Not groß. Schließlich verfügt bis heute nicht einmal medizinisches Personal über ausreichend Schutzausrüstung - was seit Monaten hingenommen wird.

In offiziellen Stellungnahmen werden deshalb zunehmend Schals, Tücher und allerhand Selbstgenähtes als Masken-Surrogat empfohlen. Verlässlichen Schutz bieten diese Textilien jedoch ebenso wenig wie die einfache chirurgische Mund-Nasen-Maske, beide dienen eher der symbolischen Virenabwehr. Die Lücken im Gewebe sind schlicht zu groß, sodass Corona-Viren passieren können. Allerdings bremsen Tücher den Ausstoß der Tröpfchen und Aerosole, die besonders bei Husten oder einem Niesanfall Mund und Nase mit beachtlicher Geschwindigkeit verlassen können.

Insofern werden dadurch andere Menschen immerhin ein wenig geschützt, der Eigenschutz fällt hingegen gering aus. Wenn alle, die unterwegs sind, eine solche Barriere tragen, erhöht die kollektive Tröpchensperre jedoch die mögliche Schutzwirkung, weil dann jeder den anderen ein wenig vor seinem Partikel-Ausstoß bewahrt.

Tücher oder selbstgenähte Masken sollten tunlichst nicht an den Stellen berührt werden, an denen sie Mund und Nase bedecken - und zwar weder innen noch von außen, weil dadurch die Gefahr besteht, Viren von anderswo dorthin zu tragen. Sowieso erfordert es etwas Gewöhnung, sich in diesen Zeiten nicht ständig ins Gesicht zu fassen, weil es am Rand der Maske juckt oder das Tuch verrutscht ist. Auch das wäre eher kontraproduktiv. Wenn möglich, sollte der improvisierte Schutz nur an der Befestigung hinter den Ohren, am Hals oder im Nacken berührt werden.

Kühlschrank und Mikrowelle sind nicht zu empfehlen

Sobald Masken oder Textilien feucht sind, sollten sie gewechselt werden, weil sie sich sonst zur Virenschleuder entwickeln können; spätestens jedoch nach sechs bis acht Stunden. Waschen bei 90 Grad tötet die Viren sicher ab, 60 Grad über längere Zeit sollten auch ausreichen. Kühlschrank und Mikrowelle sind zur Reinigung nicht zu empfehlen - die Nähe zu Lebensmitteln ist ungünstig und Kälte macht den Viren wenig aus. Bügeln müsste länger erfolgen, damit die Hitze groß genug ist, um die Erreger sicher zu zerstören. Das setzt aber wiederum dem Material der meisten Masken zu.

Empfohlen wird zumeist, bereits benutzte Masken abseits an einer trockenen Stelle aufzubewahren. Nach zwei, drei Tagen müssten sich dort keine Erreger mehr finden lassen. Frühere Berichte über den Nachweis an Oberflächen über einen längeren Zeitraum jedenfalls konnten nicht zeigen, dass die Viren dann noch infektiös waren.

© SZ vom 21.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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