Luftverschmutzung:Tödliches Herdfeuer

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Etwa zwei Millionen Menschen sterben jedes Jahr, weil sie den Rauch offener Feuer in geschlossenen Räumen einatmen - unter ihnen sind fast 900.000 Kinder unter fünf Jahren. Experten ist das Problem schon lange bekannt. Warum lassen die Lösungen dann so lange auf sich warten?

Sebastian Herrmann

Dieser tödlichen Gefahr sind drei Milliarden Menschen täglich ausgesetzt: Dem Rauch aus offenen Herdfeuern. Er kostet jährlich etwa zwei Millionen Menschen das Leben. Das sind mehr Todesfälle als zum Beispiel durch Malaria.

Offenes Feuer in geschlossenen Räumen verschmutzt die Atemluft. An den Folgen sterben jährlich etwa zwei Millionen Menschen. (Foto: AP)

Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind unter den Toten jährlich etwa 872.000 Kinder im Alter von unter fünf Jahren. Die WHO betrachtet Luftverschmutzung in geschlossenen Räumen durch Kochstellen mit offenem Feuer als eine der schlimmsten Umweltgefahren für Menschen.

In einem Beitrag im Wissenschaftsmagazin Science (Bd. 334, S. 180, 2011) plädieren Forscher um William Martin und Roger Glass von den US-amerikanischen National Institutes of Health dafür, endlich Lösungen für dieses Problem zu finden.

Fast die Hälfte der Menschheit lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die Mehrzahl von ihnen ist darauf angewiesen, ihre Mahlzeiten auf offenen Feuern zuzubereiten.

In den Unterkünften steht oft dichter Rauch, die Wände sind von Ruß geschwärzt, und selbst wenn die Feuerstelle nicht brennt, riecht es in vielen Hütten wie geräuchert.

Besonders betroffen sind Frauen und Kinder, die mehr Zeit als die Männer zu Hause verbringen und dadurch der Gefahr durch die Schadstoffe im Rauch länger ausgesetzt sind. Die Folge sind Krankheitsrisiken, die denen von lebenslangen Rauchern entsprechen.

In den Kochstellen werden aus purer Not Holz, Holzkohle und getrockneter Viehdung verfeuert, schreiben Martin, Glass und ihre Kollegen. Dies weitet das Problem zu einer weltweiten Dimension aus.

Weite Landstriche in armen Ländern werden gerodet, weil die Menschen Holz zum Kochen brauchen. Ganze Gegenden veröden deshalb, gleichzeitig tragen die Emissionen durch zig Millionen offene Herdfeuer zum weltweiten Klimawandel bei. Die Weltbank betont in einem Report aus diesem Jahr deshalb nicht nur die gesundheitlichen Gefahren für die Menschen, sondern warnt auch vor den Auswirkungen auf das globale Klima.

Das Problem ließe sich scheinbar einfach lösen: Die Menschen müssten bessere Öfen bekommen, zum Beispiel mit einem funktionierenden Rauchabzug. Doch weil bei vielen Menschen kein Problembewusstsein bestehe und bessere Öfen schlicht zu teuer seien, habe sich trotz vieler gut gemeinter Versuche in den vergangenen Jahrzehnten an der Situation nichts verbessert, schreiben die Wissenschaftler in Science.

Hoffnung setzen sie nun auf die Global Alliance for Clean Cookstoves, die bis zum Jahr 2020 insgesamt 100 Millionen Haushalte mit besseren Kochstellen ausrüsten will. Dazu ist die Organisation Kooperationen mit mehr als 175 Partnern weltweit eingegangen.

© SZ vom 14.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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