Krankenhäuser:Patienten müssen sich auf neue Klinikstrukturen einstellen

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Krankenbetten stehen in einem Gang in einem Krankenhaus. (Foto: Lukas Barth/dpa/Symbolbild)

Die Krankenhausreform der Bundesregierung wirft ihre Schatten voraus. Das zeigt sich in Thüringen unter anderem in Hildburghausen, Sonneberg und Pößneck.

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Erfurt (dpa/th) - Die Menschen in Thüringen werden sich nach Einschätzung von Fachleuten in den nächsten Jahren auf Veränderungen in der Krankenhauslandschaft einstellen müssen. „Es wird neue Strukturen geben“, sagte der Landesvorsitzende des Verbandes leitender Krankenhausärzte, Frank Lange, der Deutschen Presse-Agentur. „Das wird dazu führen, dass das gewohnte Krankenhaus andere Leistungen anbietet.“ Dies könne weitere Wege zu bestimmten hoch spezialisierten Leistungen bedeuten. Vor allem Kliniken im ländlichen Raum stünden vor Herausforderungen. Nach Ansicht der Techniker Krankenkasse (TK) sind die Vorboten der von der Bundesregierung geplanten Klinikreform in Thüringen angekommen.

„Die Krankenhäuser stehen unter Druck“, sagte der Leiter der TK-Landesvertretung, Guido Dressel der dpa. Zuletzt war bekannt geworden, dass sich die finanziell angeschlagene Regiomed-Klinikgruppe unter anderem von den Südthüringer Standorten Sonneberg und Hildburghausen trennt und sie zurück in die Trägerschaft der Landkreise gibt, um eine Insolvenz zu vermeiden. Die Thüringen-Kliniken Saalfeld wiederum wandeln ihren Standort Pößneck in ein ambulantes Operationszentrum mit angegliederter Innerer Klinik, Notaufnahme, Arztpraxen und Apotheke um. Begründet wurde das unter anderem mit den politischen Rahmenbedingungen.

Reform soll Vergütungssystem ändern

Mit der Klinikreform will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unter anderem das Vergütungssystem ändern. Die Häuser sollen nicht mehr allein über Pauschalen je Behandlungsfall vergütet werden - auch um Fehlanreize wie unnötige, aber gut bezahlte Operationen zu beseitigen. Es soll einheitliche Qualitätsvorgaben bei Ausstattung, Personal und Behandlungserfahrung geben. Ärzteverbandschef Lange hält die Korrekturen für richtig.

Allerdings müsse sichergestellt werden, „dass es in der Übergangsphase bis zur Reform nicht zu Qualitätsverlusten kommt“, sagte er. Die Patienten müssten bis dahin weiter gut versorgt werden. „Dafür muss mehr Geld ins System.“ Klinikträger und auch Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) fordern seit Monaten eine Übergangsfinanzierung für die Häuser.

Handlungsdruck wegen Fachkräftemangels

Verstärkt wird der Handlungsdruck nach Einschätzung der Fachleute durch Personalmangel. Die Thüringen-Kliniken etwa hatten auch die schwierige Personalsituation als Grund für die Umstrukturierung in Pößneck angegeben. Der Kreißsaal des Krankenhauses Sonneberg war Ende August wegen Personalmangels vorerst geschlossen worden. Zwar gebe es mehr Ärzte, so Lange. Viele wünschten sich aber kürzere Arbeitszeiten. „Dadurch sind weniger Ärzte am Patienten.“ Dressel sagte: „Die Fachkräfte sind der Knackpunkt.“

Für ihn haben die Thüringen-Kliniken mit der Neuausrichtung des Standorts Pößneck die richtigen Konsequenzen aus der Situation gezogen. „Was in Pößneck entsteht, ist die Zukunft“, sagte er. „Dort entsteht eine völlig zeitgemäße und moderne Struktur, von der die Region profitieren wird.“

Kritik der CDU-Landtagsfraktion

Der CDU-Landtagsabgeordnete Christoph Zippel warf der Landesregierung am Dienstag zum wiederholten Mal Untätigkeit in der Krankenhauspolitik vor. „Rot-Rot-Grün hat es bis heute verschlafen, den seit zwei Jahren überfälligen Landeskrankenhausplan vorzulegen, der den Kliniken Orientierung und Planungssicherheit geben soll“, erklärte er in einer Mitteilung.

Der Krankenhausplanungsausschuss mit Vertretern von Land, Krankenkassen und Klinikbetreibern hatte in der Corona-Pandemie einstimmig beschlossen, den aktuellen Plan um ein Jahr bis Ende 2023 zu verlängern. Aktuell arbeitet das Thüringer Gesundheitsministerium an einem neuen Krankenhausplan, er wird nach früheren Ankündigungen voraussichtlich im ersten Halbjahr 2024 erwartet. Ressortchefin Werner hatte mehrfach bekräftigt, dass alle Klinikstandorte für die Gesundheitsversorgung benötigt würden. Es werde aber zu Strukturveränderungen und Kooperationen kommen.

© dpa-infocom, dpa:231030-99-754369/3

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