Krankenhäuser:Holzmindener Klinik schließt: Personal für Rettung fehlt

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Ein Hinweisschild mit der Aufschrift „Krankenhaus“ weist den Weg zur Klinik. (Foto: Marcus Brandt/dpa/Symbolbild)

Vor anderthalb Wochen noch schien die Rettung des insolventen Krankenhauses Holzminden nah, doch nun ist klar: Die Klinik wird geschlossen. Die Gründe sind laut dem Landkreis neu bekannt gewordene Rahmenbedingungen.

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Holzminden (dpa/lni) - Eine Rettung ist vom Tisch: Das Krankenhaus in Holzminden schließt. „Die mittlerweile eingetretenen Realitäten lassen keine andere Wahl“, teilte der Landkreis am Mittwoch mit. Vor anderthalb Wochen hatten die Stadt und der Kreis Holzminden noch Hoffnung auf eine Rettung der Klinik und Millioneninvestitionen in die Klinik beschlossen. Erhalten bleiben sollen die Medizinischen Versorgungszentren in der Region, um zu einer ambulanten medizinischen Grundversorgung in Stadt und Landkreis beizutragen.

„Das Krankenhaus nimmt ab sofort keine neuen Patienten mehr auf“, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter mit. Der überwiegende Teil der rund 70 Patienten werde in den nächsten Tagen regulär entlassen. In den wenigen Fällen, wo das erforderlich sei, werde eine Verlegung organisiert. Die rund 420 Klinik-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen wurden am Mittwoch über die Schließung informiert.

Das evangelische Agaplesion-Krankenhaus sowie die Agaplesion Medizinischen Versorgungszentren sind seit Ende August in einem vorläufigen Insolvenzverfahren. Ursprünglich hatten Stadt und Kreis geplant, 12 Millionen Euro in die Klinik zu investieren. Zudem sollten Stellen abgebaut, die Zahl der Betten auf 40 reduziert und die Öffnungszeiten der Notaufnahme eingeschränkt werden.

Für diese Pläne fehle es nun aber unter anderem an Personal - unter anderem in Schlüsselpositionen, teilte der Landkreis mit. Laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter gebe es etwa 160 Kündigungen. Zudem seien neue rechtliche und finanzielle Aspekte bekannt geworden, die für die nächsten Jahre ein unkalkulierbares Risiko darstellen würden. Um zu retten, was zu retten sei, sei die Verwaltung „vollständig an die finanzielle Schmerzgrenze gegangen. Jeder Invest darüber hinaus wäre nicht mehr zu verantworten“, teilte der Landkreis mit. Bei den Medizinischen Versorgungszentren sei das Haushaltsrisiko beherrschbar.

„Es scheint momentan fast unmöglich, finanziell in Schieflage geratene Kliniken wieder auf einen sicheren Kurs zu bringen“, teilten Landrat Michael Schünemann und Holzmindens Bürgermeister Christian Belke (beide parteilos) mit. Wegen zahlreicher gleichzeitig auftretender Krisen und Unsicherheiten aufgrund gesundheitspolitischer Entscheidungen der vergangenen Jahre hätten Krankenhäuser im ländlichen Raum immer geringere Überlebenschancen.

© dpa-infocom, dpa:231122-99-40127/2

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