HI-Virus in Deutschland:Immer mehr HIV-Infektionen bleiben unentdeckt

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Keine Entwarnung bei sexuell übertragbaren Krankheiten: HIV-Neuinfektionen stagnieren in Deutschland auf hohem Niveau. Syphilis nimmt zu. Europaweit stecken sich immer mehr Menschen mit Geschlechtskrankheiten an. Doch die Aufmerksamkeit für das Problem ist gering.

Das Robert-Koch-Institut spricht von einem "einem unverändert hohem Niveau": Nach wie vor stecken sich jährlich Tausende Menschen in Deutschland mit dem HI-Virus an. 3400 waren es im Jahr 2012 den Schätzungen des Instituts zufolge. 3000 der Neuinfizierten sind Männer. Von diesen haben sich wiederum 2500 beim Sex mit anderen Männern angesteckt. Über heterosexuelle Kontakte infizierten sich etwa 630 Menschen. Hinzu kommen zirka 200 Drogensüchtige, die sich das Virus über geteilte Nadeln zuzogen.

Besorgniserregend ist, dass der Großteil der Neuinfizierten noch nichts von dem Erreger in ihrem Körper weiß. Nur bei einem Drittel wird die Infektion im Jahr nach der Ansteckung erkannt. Im Durchschnitt vergehen fünf Jahre bis zur Diagnose - Zeit, in der die Betroffenen andere Menschen infizieren können und die eigene Gesundheit gefährden. Einige unterziehen sich dem Aids-Test erst, wenn sie bereits Symptome der Erkrankung spüren. Mehr als 800 derartige Fälle wurden im vergangenen Jahr registriert. Die Behandlungsmöglichkeiten aber sind besser, je eher die Therapie begonnen wird.

Insgesamt leben nach den Hochrechnungen des RKI derzeit 14.000 HIV-Infizierte in Deutschland, die nichts von der Infektion wissen. Die Zahl der unentdeckten Fälle steigt seit Ende der 1990er Jahre, warnt das RKI. Sie ist kein deutsches Problem: Europaweit wird die Zahl der ahnungslosen Infizierten auf knapp 900.000 geschätzt.

Insgesamt leben hierzulande gechätzte 78.000 Menschen mit dem Virus. Der Großteil sind Männer, aber auch etwa 200 Kinder sind betroffen.

Geschlechtskrankheiten nehmen zu

Nach Angaben des RKI kommen auch Syphilis-Erkrankungen wieder häufiger vor. So stieg die Zahl der gemeldeten Fälle 2012 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 19 Prozent auf 4400 Erkrankungen. Die Syphilis kann nicht nur zahlreiche vor allem neurologische Symptome hervorrufen, Infizierte sind zugleich anfälliger für HIV-Infektionen und geben den Erreger auch leichter weiter.

In ganz Europa steige die Zahl der Neuinfektionen bei Geschlechtskrankheiten, mahnte auch die Deutsche Gesellschaft für sexuell übertragbare Krankheiten (DSTIG). In Deutschland gebe es pro Jahr 100.000 bakterielle Infektionen durch Chlamydien. Sie können bei Frauen und Männern Unfruchtbarkeit auslösen. Hinzu kommen pro Jahr geschätzte 80.000 Infektionen mit Humanen Papillomviren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs verursachen können.

© Süddeutsche.de/Mit Material von dpa/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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