Herzinfarktrisiko:Wo der Infarkt nach dem Infarkt droht

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Der erste Monat nach einem Herzinfarkt ist besonders kritisch: Patienten laufen Gefahr, einen weiteren Infarkt zu erleiden und müssen erneut in die Klinik. Mediziner haben nun untersucht, wie häufig diese Zweit-Behandlung in verschiedenen Ländern nötig wird. Deutschland schneidet gut ab.

Werner Bartens

Wer einen akuten Herzinfarkt überlebt hat, ist die ersten 30 Tage danach immer noch stark gefährdet. Auch wenn die Patienten wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden sind, drohen im ersten Monat nach dem lebensbedrohlichen Ereignis die Herzkranzgefäße erneut dichtzumachen und einen weiteren Infarkt auszulösen. Wurde der erste Infarkt optimal behandelt, kommt ein zweiter naturgemäß seltener vor.

Monitore auf einer kardiologischen Station: Werden Herzinfarktpatienten optimal behandelt, kommt ein zweiter Infarkt seltener vor. (Foto: dpa)

Kardiologen schlagen daher vor, die Qualität der Behandlung danach zu beurteilen, wie oft Patienten in den ersten vier Wochen nach einem Infarkt wieder in die Klinik müssen. Einer Untersuchung zufolge, die im Journal of the American Medical Association vom heutigen Mittwoch erscheint, würden Herzzentren in den USA nicht gut abschneiden (Bd. 307, S. 66, 2012).

Herzspezialisten aus den USA und Kanada um Robb Kociol von der Duke University in Durham hatten das weitere Schicksal von 5500 Patienten mit Infarkt in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und 13 europäischen Staaten nachverfolgt. In den USA mussten 14,5 Prozent der Infarktopfer innerhalb des ersten Monats wieder ins Krankenhaus, in den anderen Ländern waren es im Mittel nur 9,9 Prozent der Patienten. In Deutschland lag die Quote sogar nur bei 5,7 Prozent der Infarktpatienten. In der Schweiz, in Spanien, Kanada, Italien und den Niederlanden lag der Anteil ebenfalls deutlich unter zehn Prozent. "Neben einem Verschluss mehrerer Kranzgefäße war auch eine Behandlung in den USA ein Risikofaktor für eine Wiedereinweisung innerhalb eines Monats", schreiben die Autoren.

Die mehrheitlich aus den USA stammenden Autoren weisen darauf hin, dass die USA mit einem Aufenthalt von im Mittel nur drei Tagen auch die kürzeste Verweildauer der Infarktpatienten aufweisen - in Deutschland blieben die Patienten im Durchschnitt acht Tage. Würde dieser Unterschied rechnerisch berücksichtigt, sei die häufigere Wiedereinweisung zu erklären. Statistisch gesehen mag das stimmen. Für die Patienten macht es hingegen wohl kaum einen Unterschied, ob sie mit einem weiteren Infarkt ins Krankenhaus müssen, weil sie beim ersten Mal schlecht behandelt wurden - oder weil sie zu kurz behandelt wurden und zu wenig Zeit zur Erholung hatten.

© SZ vom 04.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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