Herz-Kreislauf-Erkrankungen:Nicht Fisch, nicht Fleisch

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Der Verzehr von Fisch und seine positiven Effekte auf Herz und Gefäße galten lange Zeit als erwiesen. Forscher haben die vermeintlich segensreiche Wirkung nun widerlegt.

W. Bartens

Manche Menschen zwingen sich dazu, regelmäßig Fisch zu essen, auch wenn sie den Geschmack nicht besonders schätzen und Gräten hassen. Sie haben allerdings das gute Gefühl, etwas für ihre Gesundheit zu tun, wenn sie die Flossentiere verspeisen.

Ein Ammenmärchen, wie niederländische Forscher herausgefunden haben: Wer häufig Fisch isst, schützt sich nicht zwingend vor einer Herzschwäche. (Foto: Verona Pooth; Foto: dpa)

Besonders Herz und Gefäße sollen durch den Verzehr von Fisch länger offen und elastisch bleiben, was auf den hohen Gehalt der Tiere an langkettigen Fettsäuren zurückgeführt wird. Den verbreiteten Volksglauben an die segensreichen Wirkungen von Fisch zerstören niederländische Forscher nun mit einer Untersuchung in der aktuellen Ausgabe des European Journal of Heart Failure (online). Demnach sind Menschen, die regelmäßig Fisch essen, durch diese Ernährungsgewohnheit nicht vor einer Herzschwäche geschützt.

"Keine harten wissenschaftlichen Beweise"

"Wissenschaftler und Gesundheitsbehörden sind zunehmend davon überzeugt, dass Fisch - auch schon in geringen Mengen - vor Infarkten schützt", sagt Marianne Geleinjse, die Hauptautorin der Studie. "Es gibt aber keine harten wissenschaftlichen Beweise dafür, und die dezenten Hinweise aus früheren Studien konnten wir nicht bestätigen."

Das niederländische Forscherteam hatte mehr als 5000 ältere Bewohner eines Vororts von Rotterdam in ihre Untersuchung einbezogen und im Mittel zwölf Jahre lang beobachtet. In diesem Zeitraum entwickeltem 669 Teilnehmer der Untersuchung eine Herzschwäche. Es machte allerdings keinen Unterschied, ob und wie viel Fisch die Probanden zu sich nahmen. Unter den Probanden, die keinen Fisch aßen, litten 11 von 1000 an Herzschwäche, unter denen die gelegentlich Fisch zu sich nahmen, waren es 12 von 1000. Selbst unter den Teilnehmern, die täglich Fisch aßen, bekamen 10 von 1000 Herzschwäche. Bei Diabetikern war der schützende Effekt stärker ausgeprägt, aber nicht statistisch signifikant.

Allemal gesünder als Fleisch

"Zweimal Fisch in der Woche zu essen wird ja von vielen Ärzten und Institutionen zur Vorbeugung von Infarkten empfohlen, besonders fetter Fisch wie Lachs, Makrele und Hering stehen auf solchen Speisekarten", sagt Geleinjse. "Auch wenn wir keinen Schutz für das Herz entdecken konnten, würde ich an dem Ernährungsratschlag festhalten, da Fisch nicht nur Fettsäuren, sondern auch Vitamin D und Selen enthält und als gute Eiweißquelle dient." Gesünder als rotes Fleisch sei Fisch allemal, sagt Geleinjse.

© SZ vom 30.09.2009/jug - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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