Gesundheit:Mehr Apotheken bieten Dienstleistungen an: Kritik von Ärzten

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Ein Apothekenzeichen ist am Eingang einer Apotheke angebracht. (Foto: Oliver Berg/dpa/Symbolbild)

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Immer mehr Apotheken in Hessen bieten Dienstleistungen an, etwa Schulungen wie man richtig inhaliert oder eine Beratung über die Wechselwirkung von Medikamenten. Ärzte sehen das äußerst kritisch - Apotheker sind der Ansicht, dass das Angebot den Patienten dient.

„Unsere Dienstleistungen verbessern die Arzneimittelversorgung für Patient*innen“, schrieb Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes, zum Start im Sommer. Sogenannte pharmazeutische Dienstleistungen sind seit Juni 2022 erlaubt. Mit dem „Vor-Ort-Stärkungsgesetz“ wurden die Möglichkeiten der Apotheken erweitert - über die Verpflichtung zur Information und Beratung hinaus auf bestimmte Dienstleistungen.

Einer Umfrage der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) zufolge boten im September 27 Prozent der Apotheken in Hessen Inhalation und Blutdruckmessen an. Beratung zur Polypharmazie - wenn man verschiedene Medikamente gleichzeitig einnimmt - gab es in 18 Prozent der Apotheken. Die meisten Apotheken boten im September noch keine Dienstleistungen an, die Mehrheit plante das aber für die kommenden zwölf Monate.

Der hessische Apothekerverband geht davon aus, dass im Laufe des Jahres 2023 rund drei Viertel der Apotheken solche Dienstleistungen anbieten werden. Schon jetzt seien es mehr als im Sommer. Ende 2022 ist das Angebot laut Verband aber noch „überschaubar“, wie ein Sprecher sagte, „im nächsten Jahr wird das deutlich zunehmen“.

Zu den möglichen Dienstleistungen zählt eine Medikamentationsberatung. Dabei schaut sich ein Apotheker die verschiedenen Medikamente an, die ein Patient nimmt, berät den Kunden und informiert auf Wunsch dessen Arzt. Ziel ist es, so der Verband, einen Überblick zu bekommen, den gerade ältere Patienten, die bei verschiedenen Ärzten in Behandlung sind, oft nicht hätten.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen sieht solche Angebote kritisch. „Hier werden ärztliche Tätigkeiten an einen Personenkreis delegiert, dem dafür die Qualifikation fehlt“, sagte ein KV-Sprecher. Abgesehen davon sei „die Vergütung in unfassbarer Weise höher als wenn diese Leistungen von Ärztinnen oder Ärzten erbracht werden“.

© dpa-infocom, dpa:221224-99-09320/2

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