Gesundheit:Bald bis zu 10 000 Ebola-Fälle pro Woche

Washington/Genf (dpa) - Bis zu 10 000 Ebola-Fälle pro Woche - dieses Horror-Szenario erwartet die Weltgesundheitsorganisation schon in wenigen Wochen. US-Präsident Barack Obama fordert von den Ländern weltweit mehr Anstrengung, da alle Bevölkerungen direkt bedroht seien.

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Washington/Genf (dpa) - Bis zu 10 000 Ebola-Fälle pro Woche - dieses Horror-Szenario erwartet die Weltgesundheitsorganisation schon in wenigen Wochen. US-Präsident Barack Obama fordert von den Ländern weltweit mehr Anstrengung, da alle Bevölkerungen direkt bedroht seien.

Es gebe eine Reihe von Staaten, die sich bisher nicht engagiert hätten, obwohl sie über die nötigen Kapazitäten verfügten, sagte Obama am Dienstag in Washington. Aber selbst die Länder, die schon Beiträge leisteten, müssten sich noch stärker einsetzen. "Die Welt als Ganzes tut nicht genug", sagte Obama. Dabei seien alle Bevölkerungen direkt bedroht, es gebe keinen Ort, "der mehr als ein paar Flugstunden entfernt ist". Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zuvor eine erschreckende Prognose veröffentlicht. Sie erwartet bis Dezember pro Woche zwischen 5000 und 10 000 neue Ebola-Fälle in Westafrika.

In Deutschland gab es am Dienstag das erste Ebola-Todesopfer. Ein 56 Jahre alter UN-Mitarbeiter, der aus Westafrika nach Leipzig gebracht worden war, starb auf der Isolierstation des Klinikums St. Georg seiner Krankheit. "Trotz der intensiven medizinischen Betreuung und den höchsten Anstrengungen der Ärzte und Pfleger konnte der Tod nicht verhindert werden", teilte die Klinik mit. Die Leiche sollte so schnell wie möglich verbrannt werden.

In Afrika breitet sich Ebola weiter aus. Inzwischen seien der WHO mehr als 8900 Erkrankte gemeldet worden, sagte der Vize-Generaldirektor der Behörde, Bruce Aylward, in Genf. Mehr als 4400 Menschen seien gestorben, vor allem in Guinea, Liberia und Sierra Leone. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

Derzeit gebe es pro Woche etwa 1000 neue Ebola-Fälle, sagte Aylward. Die Sterblichkeit liege bei 70 Prozent. Besonders beunruhigend sei, dass sich Ebola in den drei westafrikanischen Ländern geografisch ausbreite. Die WHO strebt an, den Trend bei den Erkrankungen ab Dezember umzukehren.

Derweil kündigte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) aus Wien ihre Unterstützung an. So werde man zunächst in Sierra Leone ein spezielles Gerät zur rascheren Diagnose von Ebola bereitstellen, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung der Organisation. Damit könne das gefährliche Virus bereits innerhalb weniger Stunden bei Patienten nachgewiesen werden. Später sollen die Geräte laut IAEA auch in Liberia und Guinea zum Einsatz kommen.

An Europas größtem Flughafen Heathrow begannen Ebola-Kontrollen. Passagiere, die mit indirekten Flugverbindungen aus Westafrika in Großbritannien landeten, mussten Fragen zu ihren Reisedaten und Kontakten beantworten. Außerdem wurde die Temperatur von Ankömmlingen aus Liberia, Guinea und Sierra Leone gemessen. In der nächsten Woche wollen die Behörden das Screening auf Passagiere am Flughafen Gatwick und auf Reisende ausweiten, die mit dem Eurostar aus Frankreich kommen.

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