Das Leben an großen Straßen ist gefährlich. Der Lärm schädigt Herz und Kreislauf, schwächt das Immunsystem und vermindert die Widerstandsfähigkeit gegen Stress. Eine andere Nebenwirkung von viel befahrenen Verkehrswegen ist die Luftverschmutzung, besonders die Belastung mit Feinstaub. Wie sehr die kleinen Partikel dem Kreislauf zusetzen, zeigen Wissenschaftler auf dem weltgrößten Kardiologenkongress, der derzeit in San Diego stattfindet. Demnach sind die Halsschlagadern bei jenen Menschen, die einer hohen Feinstaubbelastung ausgesetzt sind, stärker verengt als bei Menschen, die in einer Region mit weniger Luftverschmutzung leben.
New Yorker Wissenschaftler um Jeffrey Berger haben die Daten von mehr als 300 000 Bewohnern von New York, New Jersey und Connecticut ausgewertet. Mit Hilfe der Postleitzahlen konnten die Forscher genau zuordnen, wie hoch die Feinstaubbelastung der Teilnehmer an ihrem Wohnort war. Wer in einer Gegend lebte, die zum obersten Viertel der Regionen mit hoher Luftverschmutzung gehörte, hatte ein um 24 Prozent erhöhtes Risiko, dass die Halsarterien vorzeitig verengten. Dies geht mit einem deutlich erhöhten Risiko für Schlaganfall einher, weil sich Plaques im Hals lösen und die Hirngefäße verstopfen können.
"Es ist eine Beobachtungsstudie an der Bevölkerung, deswegen können wir nichts über Ursache und Wirkung aussagen", sagt der Kardiologe Jonathan Newman, der ebenfalls an der Analyse beteiligt war. "Aber unsere Daten unterstützen die Hypothese, wonach eine Verringerung der Luftverschmutzung dazu beiträgt, dass es weniger Karotis-Stenosen und weniger Schlaganfälle gibt."
Bisher hatten sich die meisten Studien zur Gefahr durch Feinstaub auf die Folgen für Herz und Kranzgefäße bezogen. Obwohl Wissenschaftler immer wieder gezeigt haben, dass Anwohner intensiv genutzter Verkehrswege unter Lärm und Dreck leiden und diverse Krankheiten früher bekommen, ist der genaue Zusammenhang noch nicht klar. Schließlich sind es zumeist auch die weniger Privilegierten, die an großen Straßen und im Dunst der Industrieschlote wohnen müssen. Die Zugehörigkeit zu einer bildungsarmen, einkommensschwachen Schicht ist immer noch die größte Gesundheitsgefahr in entwickelten Ländern.