Epidemie in Westafrika:Weltbank gibt Notpaket für Kampf gegen Ebola frei

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Die Ebola-Epidemie in Westafrika breitet sich weiter aus: Innerhalb von nur fünf Tagen sind mehr als 150 Menschen gestorben. Die Weltbank will den betroffenen Staaten jetzt mit bis zu 200 Millionen Dollar helfen.

  • Die Weltbank hat ein Hilfspaket von 200 Millionen Dollar freigegeben, um die Staaten in Westafrika im Kampf gegen die Ebola-Seuche zu unterstützen.
  • Die Weltgesundheitsorganisation hat neue Zahlen zum jüngsten Ausbruch der Epidemie veröffentlicht; die Zahl der Erkrankungen ist auf mehr als 1600 gestiegen.
  • Nach Guinea, Sierra Leone und Liberia gehört Nigeria zu den betroffenen Ländern.

Weltbank gibt Millionen-Nothilfe frei

Unter dem Druck der steigenden Zahl von Ebola-Opfern in Westafrika hat die Weltbank den betroffenen Ländern eine Nothilfe von bis zu 200 Millionen Dollar (etwa 150 Millionen Euro) zugesagt. Die Mittel sollen Guinea, Liberia und Sierra Leone ermöglichen, das tödliche Virus unter Kontrolle zu bekommen und den wirtschaftlichen Schaden durch die Seuche zu mindern, heißt es auf der Webseite der Organisation.

"Die internationale Gemeinschaft muss schnell handeln, damit die Ebola-Epidemie gestoppt werden kann", sagte der Präsident der Weltbank-Gruppe, Jim Yong Kim. "Ich bin sehr besorgt, dass noch weitaus mehr Menschenleben in Gefahr sind, wenn wir die Weiterverbreitung von Ebola jetzt nicht unterdrücken".

Neue WHO-Zahlen belegen rapide Ausbreitung des Virus

Kurz zuvor hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf neue Zahlen zur Epidemie gemeldet: Die Epidemie setzt sich in Afrika ungebremst fort. Allein in den letzten vier bis fünf Tagen sei die Zahl der Todesopfer um 158 auf insgesamt 887 gestiegen. Insgesamt seien seit dem Ausbruch Anfang des Jahres bis Monatsanfang mehr als 1600 Neuerkrankungen mit dem tödlichen Virus registriert worden, teilte die UN-Organisation mit.

In Nigeria - dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas - haben sich mehrere Verdachtsfälle bestätigt. Es gebe inzwischen bis zu vier Fälle, darunter ein Todesopfer. Nach Angaben des nigerianischen Gesundheitsministers Onyebuchi Chukwu befinden sich acht Nigerianer in Quarantäne, mehr als 60 weitere würden überwacht.

Leichte Besserung beim einzigen Patienten in den USA

Der Zustand des in den USA behandelten Ebola-Arztes hat sich unterdessen ersten Berichten nach leicht gebessert. "Es ist ermutigend, dass es ihm besserzugehen scheint", sagte der Direktor der amerikanischen Seuchenbehörde CDC, Tom Frieden, dem US-Sender CBS. Das Krankenhaus der Emory Universität in Atlanta hielt sich mit einer Bestätigung am Montag zunächst zurück.

Der 33-jährige Kent Brantly ist der erste in den USA behandelte Ebola-Patient überhaupt. Frieden gab sich kämpferisch: "Wir wissen jetzt, wie wir Ebola stoppen können", sagte er. Zwar sei der Ausbruch derzeit außer Kontrolle, die für den Kampf gegen die Seuche nötigen Methoden seien aber bekannt und erprobt. Die nächsten Tage sind Experten zufolge noch kritisch für den 33-Jährigen. Er hatte vor etwa einer Woche erste Ebola-Symptome gezeigt und war am Samstag in den USA gelandet.

Für Dienstag wurde die Ankunft einer mit Ebola infizierten US-Amerikanerin erwartet: Nancy Writebol hatte als Schwester und Missionarin in Liberia gearbeitet - ebenso wie Brantly für die Hilfsorganisation Samaritan's Purse.

Die Krankheit war in Guinea ausgebrochen und breitete sich dann in Sierra Leone, Liberia und nun auch Nigeria aus. Die Epidemie ist nach Einschätzung der WHO außer Kontrolle. Das Virus führt in 60 bis 90 Prozent aller Fälle zum Tod.

Schlechte Gesundheitssysteme eine Ursache des Ausbruchs

Die afrikanische Expertin Nafo-Traoré sieht die Hauptursache dafür, dass die Ebola-Epidemie in Guinea, Sierra-Leone und Liberia so außer Kontrolle geriet, in den schlechten Gesundheitssystemen der Länder. "Aber auch die religiösen und kulturellen Überzeugungen in der Region haben dazu geführt, dass Menschen ihre ebolakranken Angehörigen in ihren Häusern verstecken, statt sie an die Gesundheitsbehörden zu überstellen." Es herrsche große Angst, dass Familienmitglieder im Falle ihres Todes ohne die gängigen religiösen Riten und in namenlosen Gräbern beigesetzt würden.

Derweil gibt es aber auch Berichte, wonach in Liberia Ebola-Tote einfach am Straßenrand zurückgelassen werden. Zahlreiche Dorfbewohner meldeten sich bei den Gesundheitsbehörden und forderten diese auf, herumliegende Leichen abzuholen, berichtete die Zeitung Front Page Africa. Jedoch weigerten sich viele Gemeinden, die Toten auf ihrem Boden beisetzen zu lassen - aus Angst, auch dort könne es dann zu Infektionen kommen.

© SZ.de/Reuters/AP/dpa/kat/ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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