Cannabis:In Grenzen frei

Kiffer dürfen nicht zum Markt für die Hanf-Industrie werden.

Kommentar von Berit Uhlmann

Kanada hat nun als erstes großes Industrieland Cannabis komplett legalisiert. Das bedeutet mehr staatliche Gelassenheit gegenüber all jenen, die gerne mal den Joint kreisen lassen. Es geht aber auch um die Förderung einer Milliarden-Dollar-Industrie.

Welche fatalen Folgen das haben kann, zeigt ein Blick in jene neun US-Staaten, in denen die Produkte aus der Hanfpflanze bereits zugelassen sind. Dort müssen immer wieder Kinder mit einer Cannabis-Überdosis auf der Intensivstation behandelt werden, weil sie versehentlich von Hasch-Riegeln, -Keksen oder -Gummibärchen gegessen haben, die oft in hübschen, bunten Verpackungen stecken. In Kanada gelten zwar strengere Regeln für Werbung und Vermarktung. Doch zeichnen sich schon jetzt Schlupflöcher ab. Es ist naiv anzunehmen, dass die Hersteller sie nicht nutzen werden. Die Tabakindustrie macht das seit Jahrzehnten vor.

Sehr viel mehr als Kanada taugt deshalb Portugal als Vorbild für eine neue Politik im Umgang mit dem Rausch. Drogenhandel ist dort verboten. Wer aber zu Cannabis oder anderen Substanzen greift, wird nicht bestraft; bei Bedarf kann er auf Hilfe hoffen. Drogenkonsum gehört nicht durch die Linse der Justiz betrachtet - und schon gar nicht durch die Brille der Wirtschaft. Er ist ein Thema der Gesundheitspolitik.

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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