Nach fast zehn Jahren geben Wissenschaftler Entwarnung. Hatte die Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO damals noch vor der wahrscheinlich krebsauslösenden Wirkung nächtlicher Schichtarbeit gewarnt, dürften die neuen Analysen Krankenschwestern und Ärztinnen aufatmen lassen. Zumindest für Brustkrebs ist das Risiko durch die nächtliche Plackerei kaum oder gar nicht erhöht, so ergab eine Auswertung der Epidemiologin Ruth Travis von der Universität Oxford.
Im Journal of the National Cancer Institute berichten Travis und Kollegen, dass die Analyse drei neuer Studien die Befürchtungen nicht untermauern, ebenso wenig wie die Auswertung all jener Studien, in denen insgesamt 1,4 Millionen Frauen über Jahre hinweg auf den Zusammenhang zwischen Nachtarbeit und Brustkrebs untersucht worden waren.
Vor allem Tierexperimente hatten ein erhöhtes Krebsrisiko zunächst nahegelegt, in weiteren Studien hatten Forscher Brustkrebspatientinnen im Rückblick zu ihren Arbeitsgewohnheiten befragt. Der gestörte Tag-Nacht-Rhythmus, so die Annahme, könnte zum Beispiel zu einem unkontrollierten Wuchern von Zellen führen oder auch zu einer gestörten Immunantwort durch eine vermehrte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. In Dänemark erhielten 38 Nachtschichtarbeiterinnen im Jahr 2008 sogar eine finanzielle Entschädigung, weil sie an Brustkrebs erkrankt waren.