Aids:Trotz Behandlungspause - Vermehrung von HI-Virus gestoppt

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HI-Virus unter dem Elektronenmikroskop. In Deutschland wissen 14 Prozent der Infizierten nicht, dass sie den Erreger in sich tragen. (Foto: Cynthia Goldsmith, CDC)

Ein Team am Institut Pasteur beschreibt 14 Erwachsene, bei denen nach einer ungewöhnlich früh begonnen Behandlung trotz Therapiepause kaum noch HI-Viren zu finden waren. Allerdings garantiert der frühe Schlag gegen die Viren keineswegs den Erfolg.

Von Christina Berndt

Vor zwei Wochen berichteten amerikanische Ärzte von einem Baby, das sie von HIV quasi geheilt haben. Wenn man die Therapie früh genug beginne, lasse sich das Virus womöglich weitestgehend zurückdrängen, lautete die Botschaft. Dies können französische Forscher nun bestätigen. Ein Team um Asier Saez-Cirion vom Institut Pasteur beschreibt 14 Erwachsene, bei denen nach einer früh begonnen Behandlung trotz Therapiepause kaum noch HI-Viren zu finden waren (Plos Pathogens, online).

Allerdings garantiert der frühe Schlag gegen die Aids-Erreger keineswegs den Erfolg: Die Forscher berichten insgesamt von 70 Patienten, die eine frühzeitige Behandlung später abgebrochen haben; bei 56 von ihnen gelang die Beinahe-Heilung also nicht. In diesen Fällen hatten sich die Erreger, wie Fachleute das bislang auch erwartet haben, in der Therapiepause drastisch vermehrt.

Alle 14 nun vorgestellten Patienten hatten schon 35 Tage bis zehn Wochen nach ihrer Infektion Virostatika bekommen. Das ist ungewöhnlich früh. Aus unterschiedlichen, zum Teil persönlichen Gründen brachen die Patienten die Therapie jedoch nach einiger Zeit ab - im Durchschnitt nach drei Jahren. Als sie Jahre später wieder ihre Ärzte konsultierten, fanden diese kaum noch Viren in ihrem Blut. Die Quasi-Geheilten hatten im Durchschnitt sieben Jahre lang keine Medikamente eingenommen, einer von ihnen sogar 10,5 Jahre.

Die Forscher betonen, dass sich bei diesen Menschen weiterhin Spuren von HIV im Blut fanden. Es seien aber so wenige, dass ihr Körper die Viren von allein in Schach halten könne, ohne dass er zur Unterstützung Medikamente brauche. "Es handelt sich nicht um eine völlige Ausrottung der Viren, aber diese Leute können eindeutig für eine lange Zeit ohne Pillen leben", sagt Saez-Cirion. Die Daten zeigten, dass eine frühe Behandlung nach der Infektion bedeutsam sei.

Der Virologe betont, dass es sich bei den 14 Quasi-Geheilten nicht um Menschen handelt, die aufgrund genetischer Mutationen von Natur aus resistent gegen HIV sind. Vielmehr hatten diese Männer und Frauen nach ihrer Infektion derart schwerwiegende Symptome, dass sie besonders frühzeitig behandelt wurden.

© SZ vom 16.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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