Aids-Behandlung:Knochenmarkstransplantation hilft weiteren HIV-Patienten

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Zwei Patienten aus Boston lassen Mediziner hoffen: Transplantationen von Stammzellen haben die Aids-Viren im Blut der Kranken unter die Nachweisgrenze gedrückt. Bislang war dies nur ein einziges Mal gelungen: beim "Berliner Patienten", der von einem großen Glücksfall profitierte.

Von Heilung sprechen sie nicht, wohl aber von "aufregenden Ergebnissen": Forscher aus Boston haben zwei Aids-Patienten mit einer Knochenmarktransplantation behandelt und die HI-Viren in ihrem Blut unter die Nachweisgrenze gedrückt. Die Wissenschaftler hatten über die zwei Fälle schon im vergangenen Jahr berichtet. Neu ist, dass beide Patienten mittlerweile keine antiviralen Medikamente mehr einnehmen. Der eine sei seit sieben, der andere seit 15 Wochen nicht mehr medikamentös behandelt worden, verkündeten die Mediziner auf der Internationalen Aidskonferenz (IAS 2013) in Kuala Lumpur.

Es sei allerdings noch mindestens ein Jahr abzuwarten, um zu sehen, was die Therapie wirklich bewirkt habe, betonte Timothy Henrich vom Bostoner Brigham and Women's Hospital. Die Viren könnten unter anderem noch im Gehirn oder im Verdauungstrakt schlummern.

Den Männern waren vor drei und vier Jahren Stammzellen aus dem Knochenmark von Spendern transplantiert worden, weil sie zusätzlich zu ihrem Aids-Leiden an Blutkrebs erkrankt waren. Dieses Verfahren war auch bei dem mittlerweile in die Medizingeschichte eingegangenen "Berliner Patienten", Timothy Brown, angewandt worden. Brown profitierte allerdings von einem enormen Glücksfall bei der Auswahl der Stammzellen. Sein Spender war aufgrund einer seltenen Genmutation gegen das HI-Virus immun.

Dagegen erhielten die beiden Bostoner Patienten Zellen ohne die seltene Genmutation. Sie nahmen daher zunächst ihre antiviralen Medikamente weiter ein. Offenbar, so vermuten die Forscher, verhinderten diese Medikamente, dass die neuen Zellen mit dem Virus infiziert wurden.

Die Fälle aus Boston seien interessant, vor allem weil in der Vergangenheit ähnliche Versuche missglückt seien, sagte Browns ehemaliger Arzt Gero Hütter. Es sei noch nicht klar, was zum Erfolg der Transplantation beigetragen habe.

Im Falle des "Berliner Patienten" geht Hütter mittlerweile von einer Heilung aus: "Im Vergleich zu den beiden Patienten aus Boston ist der Berlin-Patient sehr viel intensiver untersucht worden, und eine dauerhafte Heilung von HIV ist inzwischen als sicher anzunehmen", erklärte er. Brown waren 2007 und 2008 Stammzellen transplantiert worden. Seither nimmt er keine Aids-Medikamente mehr. Nach wie vor sind in seinem Blut keine Aids-Erreger nachweisbar.

So erfolgversprechend diese Meldungen klingen: Die Stammzell-Transplantation ist keine Option für alle Aids-Kranken. Sie ist riskant und teuer und wird auch bei Krebspatienten nur als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen. HIV-Infektionen lassen sich dagegen heute in den meisten Fällen mit Medikamenten gut in Schach halten.

Mehr Informationen enthält dieses Video von der Pressekonferenz der Aidskonferenz.

© Süddeutsche.de/dpa/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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