Gesundheit:WHO beruft wegen Affenpocken Notfallausschuss ein

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Diese elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt links reife, ovale Affenpockenviren. (Foto: Cynthia S. Goldsmith/dpa)

Der Expertenrat entscheidet, ob es sich - wie beim Coronavirus - um eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" handelt. Die EU hat sich mit Impfstoff eingedeckt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beruft wegen der Affenpocken-Fälle in zahlreichen Ländern den Notfallausschuss ein. Der Expertenrat entscheidet, ob es sich - wie beim Coronavirus - um eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" (PHEIC) handelt.

Die Europäische Union hat unterdessen etwa 110 000 Dosen Impfstoff gegen Affenpocken gekauft. Wie die EU-Kommission mitteilt, wurde der Vertrag mit dem Unternehmen Bavarian Nordic am Dienstag geschlossen. Der Impfstoff solle den 27 EU-Staaten sowie Norwegen und Island zur Verfügung stehen. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte am Rande eines EU-Ministertreffens in Luxemburg, die ersten Dosen sollten bereits Ende Juni geliefert werden.

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Derzeit gebe es gut 900 Affenpocken-Fälle in der EU, weltweit seien es um die 1400. Der nun gekaufte Impfstoff ist nach Angaben der EU-Kommission auf EU-Ebene bislang nur für Erwachsene gegen Pocken zugelassen. Jedoch schütze das Vakzin auch gegen Affenpocken. Einige EU-Staaten hätten auf nationaler Ebene bereits Ausnahmegenehmigungen für den befristeten Gebrauch des Impfstoffs gegen Affenpocken erteilt.

Das Robert-Koch-Institut gibt die Zahl der in Deutschland an den Affenpocken erkrankten Patienten am Dienstag auf seiner Webseite mit genau 229 an, nach gut 190 am Vortag. Weiterhin seien keine Fälle bei Frauen und Kindern bekannt, teilte eine RKI-Sprecherin auf Anfrage mit. Elf Bundesländer haben nach Angaben des Instituts Betroffene der Viruserkrankung gemeldet. Besonders viele sind es in Berlin, wo nach aktuellstem Stand von Montag 142 Fälle registriert waren. Die Risiko-Einschätzung des RKI lautet weiterhin: "Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI nach derzeitigen Erkenntnissen als gering ein."

Die Ständige Impfkommission hatte vergangene Woche eine Affenpocken-Impfung für bestimmte Risikogruppen und Menschen, die engen Kontakt zu Infizierten hatten, empfohlen. Ein erhöhtes Infektionsrisiko sieht die Stiko bei Männern, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben. Zwar können sich alle Menschen über engen Körperkontakt anstecken, doch die Fälle in Deutschland seien "bisher ausschließlich bei Männern der MSM-Community aufgetreten" schrieb die Stiko. Diese Gruppe sollte deshalb besonders geschützt werden. MSM steht für "Männer, die Sex mit Männern haben". Auch Personal von Speziallaboratorien komme unter Umständen für eine vorsorgliche Impfung infrage.

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