Wachovia:Erbitterter Streit um die Krisenbank

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Das Ziel ist die Übernahme der US-Bank Wachovia, die Duellanten sind zwei Großbanken - und die Vorentscheidung, wer von beiden zum Zug kommt, fällt wohl vor Gericht.

Vor einer Woche noch war Vikram Pandit, Chef des Finanzkonzerns Citigroup, in bester Laune. Zum Schnäppchenpreis schien sich Citi die Filetstücke von Wachovia gesichert zu haben, der viertgrößten Bank der USA. Die Übernahme sei eine seltene Chance auf eine hohe Rendite bei kontrolliertem Risiko, schwärmte Pandit seinerzeit.

Zwei Kandidaten buhlen um die krisengeschüttelte US-Bank Wachovia. (Foto: Foto: AP)

Doch inzwischen ist der Deal geplatzt - und Pandit außer sich vor Wut. Wells Fargo, eine Bank aus San Francisco, hat Wachovia völlig überraschend ein besseres Angebot gemacht. Wachovia-Chef Robert Steel ließ Pandit in der Nacht zum Freitag wissen, dass die Verhandlungen beendet seien. Sogleich trommelte Pandit seine Spitzenmanager zusammen, um einen Gegenschlag vorzubereiten. Mit aller Macht versucht Citi nun, Fargos Coup zu durchkreuzen. Vor Gericht erstritt sie ein exklusives Verhandlungsrecht, wonach die Bank auch über den 6. Oktober hinaus ausschließlich und alleine mit Wachovia verhandeln darf.

Nun muss die Citigroup einen deftigen Rückschlag hinnehmen. Denn ein New Yorker Berufungsgericht hob nun die Entscheidung wieder auf - und Wells Fargo darf seine Kaufpläne weiter verfolgen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir den angekündigten Zusammenschluss mit Wachovia abschließen können", teilte die Bank mit.

15 statt zwei Milliarden Dollar

Damit geht das spektakuläre Bieterrennen um Wachovia, die sechstgrößte US-Bank in die nächste Runde. Die Großbank hatte am Montag vergangener Woche zwar einen Vorvertrag zum Kauf des Privat- und Firmenkundengeschäfts von Wachovia über knapp 2,2 Milliarden Dollar aber keine Übernahmevereinbarung unterzeichnet. Am Freitag landete Konkurrent Wells Fargo dann seinen Überraschungscoup. Das siebtgrößte US-Institut einigte sich mit Wachovia auf eine Übernahme der gesamten Bank - also auch des von Citigroup verschmähten Vermögensverwaltungs- und Kapitalmarktgeschäfts - im Volumen von 15 Milliarden Dollar per Aktientausch.

Am Dienstag beginnt vor einem New Yorker Gericht eine Anhörung über die Rechtsgültigkeit des Exklusivitätsrechts der Citigroup. Kreisen zufolge schaltet sich nun auch die US-Notenbank Fed in den Übernahmekampf ein. Nach einem Bericht des Wall Street Journals will sie beide Kontrahenten dazu bringen, Wachovia untereinander aufzuteilen.

Die Übernahmeschlacht ist so bizarr, weil Wachovia nur knapp der Pleite entgangen ist. Die Bank hat über eine Tochter Milliardensummen in Hypotheken investiert, von denen viele nicht zurückgezahlt werden.

© sueddeutsche.de/Reuters/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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