USA:Etappensieg für die Citigroup

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Bizarrer Streit um eine angeschlagene Bank: Wells Fargo muss die Übernahme von Wachovia zunächst stoppen.

Moritz Koch

Vor einer Woche noch war Vikram Pandit, Chef des Finanzkonzerns Citigroup, in bester Laune. Zum Schnäppchenpreis schien sich Citi die Filetstücke von Wachovia gesichert zu haben, der viertgrößten Bank der USA. Die Übernahme sei eine seltene Chance auf eine hohe Rendite bei kontrolliertem Risiko, schwärmte Pandit seinerzeit.

(Foto: Foto: AP)

Doch inzwischen ist der Deal geplatzt - und Pandit außer sich vor Wut. Wells Fargo, eine Bank aus San Francisco, hat Wachovia völlig überraschend ein besseres Angebot gemacht. Wachovia-Chef Robert Steel ließ Pandit in der Nacht zum Freitag wissen, dass die Verhandlungen beendet seien. Sogleich trommelte Pandit seine Spitzenmanager zusammen, um einen Gegenschlag vorzubereiten. Mit aller Macht versucht Citi nun, Fargos Coup zu durchkreuzen.

15 statt zwei Milliarden Dollar

Die Übernahmeschlacht ist so bizarr, weil Wachovia nur knapp der Pleite entgangen ist. Die Bank hat über eine Tochter Milliardensummen in Hypotheken investiert, von denen viele nicht zurückgezahlt werden.

Wachovia erkannte den drohenden Bankrott und stimmte dem Notverkauf an die Citigroup zu, nachdem Wells Fargo und andere Interessenten abgewunken hatten. Erste Verträge waren schon unterzeichnet, als Wells Fargo Tage später seine Meinung änderte, doch noch eine Offerte vorlegte und Wachovia so der Citigroup ausspannte.

Wells Fargo bietet nun 15 Milliarden Dollar für die marode Bank. Citi wollte sich die Übernahme nur 2,2 Milliarden Dollar kosten lassen, vor allem für Wachovia-Aktionäre ein schlechtes Geschäft: Ihre Anteilsscheine wären nur noch einen Dollar wert gewesen. Wells Fargo bietet ihnen für jede Aktie ein Fünftel eines Wells-Fargo-Papiers, was einem Wert von sieben Dollar entspricht.

Nun steht ein langer Kampf vor den Gerichten bevor. In der Nacht zum Sonntag vermeldete Citi einen ersten Erfolg: Ein Richter in New York habe angeordnet, die Übernahme von Wachovia durch Wells Fargo fürs Erste zu blockieren. Citi behauptet, dass die Abmachung mit Wachovia eine Klausel vorsah, die Verkaufsverhandlungen mit anderen Partnern bis zum 6. Oktober untersage. Pandit fordert 60 Milliarden Dollar von Wells Fargo als Entschädigung.

Zwischen den Fronten steht der staatliche Einlagensicherungsfonds FDIC. Die FDIC hatte Citi gedrängt, Wachovia zu kaufen, damit der Staat nicht zur Rettung der Wachovia-Kunden einspringen muss.

Citi war dazu bereit, weil die FDIC einen Teil der Verluste aus dem Hypothekenportfolio von Wachovia absicherte. Sollte Citi innerhalb von drei Jahren mit Wachovias Investitionen mehr als zwölf Milliarden Dollar verlieren, würde die FDIC die Differenz übernehmen, so die Zusage. Wells Fargo verlangt dagegen keine staatlichen Garantien. Die FDIC könnte also Steuergeld sparen. Allerdings muss der Staat befürchten, bei künftigen Notverkäufen keine Interessenten mehr zu finden. Denn für Pandit hat sich die Vereinbarung mit der FDIC als trügerische Sicherheit erwiesen.

© SZ vom 06.10.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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