Finanzkrise:Wachovia auf der Intensivstation

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Finanzkrise, nächster Akt: Im Eiltempo übernimmt die Citigroup die schwer angeschlagene US-Regionalbank Wachovia - mit dem Segen der Regierung.

Die US-Bank Citigroup übernimmt mit einer eilig eingefädelten Transaktion das Bankgeschäft der angeschlagenen Wachovia. Der US-Einlagensicherung FDIC unterstützt den Deal.

Hatte sich selbst zum Kauf angeboten: die US-Regionalbank Wachovia. (Foto: Foto: Reuters)

Notenbankchef Ben Bernanke erklärte am Montag seine ausdrücklich Zustimmung für die "rechtzeitige Handlung". Dies zeige, dass sich die Regierung der finanziellen und wirtschaftlichen Stabilität verpflichte. Wachovias Aktien stürzten im vorbörslichen Handel um 87 Prozent ab.

Citigroup übernimmt einer Mitteilung der US-Einlagensicherung FDIC zufolge Verluste von Wachovia in Höhe von bis zu von 42 Milliarden Dollar (29 Milliarden Euro). Jeder darüber hinaus gehende Verlust werde vom staatlichen Einlagensicherungsfonds getragen. Im Gegenzug erhält der FDIC Vorzugsaktien und Optionen der Citigroup im Wert von 12 Milliarden Dollar (8,2 Milliarden Euro).

Der FDIC betonte, Wachovia sei nicht pleitegegangen. Alle Kundeneinlagen seien abgesichert. Dem FDIC sollen aus der Transaktion keine direkten Kosten entstehen.

Faule Kredite in Milliardenhöhe

Wachovia hatte 2006 auf der Höhe des Immobilienbooms für 25 Milliarden Dollar die Hypothekenbank Golden West Financial Corp. gekauft. Damit übernahm sie auch ein 122 Milliarden Dollar schweres Portfolio inzwischen fauler Kredite.

Die Citigroup kann mit der Übernahme ihr US-Filialnetz deutlich ausbauen. Wachovias Aktien waren am Freitag um 42 Prozent auf rund 10 Dollar gefallen, 74 Prozent niedriger als zu Jahresbeginn. Im vorbörslichen Handel am Montag stürzten sie zwischenzeitlich auf 1,36 Dollar ab.

Finanzminister Henry Paulson sagte, eine Pleite Wachovias wäre ein Risiko für das gesamte Finanzsystem gewesen. In dieser Zeit turbulenter Märkte werde die Regierung weiter alles tun, um das Finanzsystem und die Wirtschaft zu schützen.

Frisches Kapital dank neuer Stammaktien

Um den Milliardendeal zu finanzieren, will die Citigroup Stammaktien für zehn Milliarden Dollar ausgeben. Auch die Citigroup-Aktionäre sollen ihren Anteil leisten - die Quartalsdividende werde auf 16 Cent halbiert, teilte die Citigroup am Montag in New York mit. Die Citigroup will dadurch ihre Kapitalausstattung stabil halten.

Wachovia hatte 2006 auf der Höhe des Immobilienbooms für 25 Milliarden Dollar die Hypothekenbank Golden West Financial Corp. und damit auch ein 122 Milliarden Dollar schweres Portfolio inzwischen fauler Kredite übernommen.

Wachovia könnte von dem 700-Milliarden-Rettungsplan profitieren, auf den sich die Kongressführung am Sonntag verständigt hatte.

Die Reaktion an den Börsen ließ nicht lange auf sich warten: Die Aktien von Wachovia stürzten vorbörslich um mehr als 80 Prozent ab. Die Papiere der Citigroup legten dagegen um mehr als drei Prozent zu.

© sueddeutsche.de/AP/Reuters/dpa/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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