USA:Steuerfahnder mit Schusswaffen

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Bewerbersuche in James-Bond-Manier: Die amerikanische Steuerbehörde will mehr Special Agents einstellen. Sie sollen US-Steuerhinterzieher auf dem ganzen Globus jagen.

Bastian Brinkmann

Geld hinterlässt immer eine Spur. In Kontodaten, Immobilien-Unterlagen, Kfz-Anmeldungen. Die US-Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) jagt die, die den Staat prellen wollen - auch mit bewaffneten Special Agents. Ihre Zahl will die Behörde nun massiv aufstocken.

Steuerbetrug verursacht jährlich einen Schaden von hunderten Milliarden Dollar. Die Agenten haben viel zu tun. (Foto: Reuters)

Von den angehenden Agenten wird viel erwartet. "Die Position erfordert körperliche Anstrengung und den Gebrauch von Schusswaffen", heißt es in der Stellenausschreibung auf der IRS-Homepage. Sie sollen vor allem gegen die dicken Brocken eingesetzt werden: den Drogen-Schwarzmarkt trockenlegen, Geldwäscher identifizieren und finanzelle Unterstüzung für Terroristen kappen.

Dementsprechend werden sie geschult, zusammen mit den Kollegen vom Secret Service, der Leibwache des US-Präsidenten, der aber auch für Finanzdelikte zuständig ist. In Glynco, Bundesstaat Georgia, stehen 18 Schießplätze für die zumeist jungen Männer bereit. Die Grundausbildung umfasst außerdem Forensik, Interview- und Überwachungstechniken sowie rechtliches Handwerkszeug.

Die Agentur stellt ein, weil sie mit der Arbeit nicht hinterherkommt. So mancher Verdachtsfall bleibt unverfolgt. Für fünf Millionen Dollar sollen deswegen neue Mitarbeiter eingestellt werden, berichtet das Wall Street Journal. Die Fahnder schaffen es zwar, rund 96 Prozent der Untersuchungen abzuschließen - doch im effizienz-getrimmten Amerika ist das immer noch zu wenig.

Wen der IRS zur Strecke bringt, erwartet oft ein hartes Urteil. Im Steuerjahr 2010, das im Juni abgelaufen ist, haben die Gerichte insgesamt 1642 Amerikaner verurteilt, vier von fünf mussten ins Gefängnis. Und zwar durchschnittlich für fast vier Jahre.

Globale Mission

Die Agenten werden nach ihrer Ausbildung weltweit eingesetzt, um amerikanischen Steuersündern hinterherzuschnüffeln. Die Aufsichtsbehörde der Geld-Fahnder, der Treasury Inspector General for Tax Administration, forderte in einem Report jüngst vor allem eine stärkere Präsenz der Agentur in anderen Ländern.

Bis vor kurzem stand bei der US-Steuerbehörde vor allem ein Land im Fokus: die Schweiz. Viele Amerikaner, so der Verdacht, verstecken ihr Geld hinter dem Schweizer Bankgeheimnis, vor allem bei der UBS. Doch müssen jetzt vielleicht nicht mehr so viele Agenten geschickt werden wie gedacht. Der Streit zwischen den USA und der UBS ist nahezu beigelegt. Die Eidgenössische Steuerverwaltung hat angefangen, die Akten von 4450 verdächtigen UBS-Kunden an die US-Behörde zu schicken. Auf dem Postweg, ganz ohne James Bond.

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